••• Von Sascha Harold
WIEN. Digitalisierungsprojekte haben im letzten Jahr einen Schub erfahren. Homeoffice und virtuelle Zusammenarbeit wurden vielfach zur Normalität. Partner bei der Umsetzung solcher Projekte waren häufig jene Agenturen, die sich auch heuer wieder dem medianet xpert.Ranking gestellt haben. In den Top-3 gibt es im Vergleich zum Vorjahr zwei Neue: Tunnel23 schafft es mit 92,82 Punkten auf Platz drei, VMLY&R schafft es heuer mit 94,03 Punkten auf den zweiten Platz. Knapp geschlagen wurden die beiden vom wiederholten Sieger in der Kategorie Digitalagenturen: kraftwerk. Heimo Hammer hat mit medianet über das vergangene Jahr und aktuelle Trends gesprochen und erklärt, wieso seine Agentur auf den „Humanocracy”-Ansatz baut.
medianet: Seriensieger des medianet xpert.award in der Kategorie Digital, wie hört sich das an?
Heimo Hammer: kraftwerk ist sicher kein Seriensieger per se, sondern Kunden und Jury schätzen jene Agenturen, die bei digitalen Möglichkeiten am Markt die Nase vorn haben und damit der Konkurrenz eine digitale Nasenlänge voraus sind. Dazu gehört auch das kraftwerk-Eco-System, wo wir stets versuchen, alle Kundenwünsche werblich und digital bestmöglich zu unterstützen.
medianet: Gerade das letzte Jahr hat allem, was mit Digitalisierung zu tun hat, zusätzlichen Auftrieb verliehen – Fluch oder Segen für kraftwerk?
Hammer: Corona hat das gesamte weltweite Gesundheits- und Wirtschaftssystem ordentlich auf den Prüfstand gestellt. kraftwerk ist breit aufgestellt und hat sich auf zwölf Branchen spezialisiert. Wir haben im Jahr 2020 unser Honorar All-time-high erreicht, was wir in Anbetracht der Gesamtsituation mit Demut annehmen und daraus aber keine große Geschichte machen wollen.
medianet: Über welches Kundenprojekt haben Sie sich im letzten Jahr besonders gefreut?
Hammer: Um ehrlich zu sein, über jedes. Im März 2020 habe ich mir gedacht, jetzt ist kraftwerk 30 Jahre am Markt mit vielen Hochs, aber auch so manchen Tiefs und jetzt kommt Covid-19. Wir sind unseren Kunden außerordentlich dankbar, dass Verträge und Deals eingehalten wurden, was ja heutzutage keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Im digitalen Bereich war sicherlich die Plattform ‚Home of Handball' eine tolle Sache. Champions League und Europameisterschaft für zwei Millionen User live zu streamen und zu vermarkten, das ist auch im internationalen Kontext ganz ordentlich.
medianet: Welche Highlights gab es darüber hinaus, welche Veränderungen gab es bei kraftwerk?
Hammer: kraftwerk hat sich von einer Agentur ausgehend weiterentwickelt. kraftwerk setzt auf die CAT im Eco-System. CAT steht für Consulting – Agency – Technology. Im Eco-System wurden neue Firmen gegründet, wie die Next One (Company Building) und Full (Technology und Performance). Das Agenturgeschäft wird damit ausgebaut und gestärkt, weil Kunden und Partner mit dem internationalen Best-of-Breed-Ansatz mehr Kreativität, Technologie und Performance bekommen.
medianet: Mit Digitalisierung beschäftigen sich mittlerweile (fast) alle; was hebt kraftwerk von der Masse ab?
Hammer: Das Problem mit dem Wort Digitalisierung ist, dass die Kommunikation nur ein kleiner Teil am Ende der Wertschöpfungskette ist. kraftwerk deckt von der Vision, über Ideation, Co-Creation und MVPs alles ab, von der Produktentwicklung bis zum Geschäftsmodell. Werbung und digitale Vermarktung dürfen nicht nur Verpackung sein, sondern müssen strategisch von Anfang an mitentwickelt werden. Ein fünf Seiten-Briefing und eine Kampagne machen keine Digitalisierung von Unternehmen.
medianet: Kommen wir noch einmal zum Dauerbrenner Pandemie. Die Covid-19-Krise hat das letzte Jahr dominiert; wie wird die Welt nach der Pandemie für kraftwerk aussehen?
Hammer: kraftwerk baut auf den Ansatz von ‚Humanocracy' auf, was so viel heißt, dass es nicht um Strukturen (‚Kasteln') und Hierarchie (oben und unten) geht, sondern darum, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht wie Kinder und Kunden nicht wie Könige zu sehen, sondern wertschätzend und gemeinsam neue Dinge aktiv anzugehen.
medianet: Gibt es auch Lehren, die Sie für sich persönlich aus dem letzten Jahr gezogen haben?
Hammer: Als Unternehmer muss man froh sein, wenn man Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Kunden hat, die Rückgrat haben und zu einem stehen. Die Pandemie hat auch das Thema ‚Rücksichtnahme auf andere' massiv verstärkt, im privaten wie im beruflichen Umfeld. Menschen sind eben keine Roboter, und jede Person geht mit der Situation anders um.
medianet: Wie sind Sie bisher in das Jahr 2021 gestartet?
Hammer: Wir haben vier neue Mitarbeiter eingestellt, ein drittes Büro in Wien neu eröffnet, wo wir einen kreativen Ocean als Eco-System entwickeln werden. Ganz nebenbei haben zwei internationale Markenartikler kraftwerk eingespart und fünf Neukunden sich für kraftwerk entschieden.
medianet: Richten wir den Blick zum Abschluss nach vorn: Was wollen Sie mit kraftwerk in den nächsten fünf Jahren erreichen?
Hammer: kraftwerk wird als kraftwerk Eco-System am nationalen und internationalen Markt wachsen und von der Ideation bis zur go2market-Strategie u.a. neue Produkte und Geschäftsmodelle erfolgreich in die Tat umsetzen.