••• Von Britta Biron und Jakob Klawatsch
Mit Inkraftreten der Corporate Sustainability Reporting Directive-Richtlinie (CSRD) der Europäischen Union müssen ab 2025 Hunderte Unternehmen in Österreich einen verpflichtenden Nachhaltigkeitsbericht erstellen, der, ähnlich wie die Finanzberichterstattung, einer Prüfungspflicht unterliegt. Dafür müssen laut der European Sustainability Reporting Standards (ESRS) bis zu 1.200 Datenpunkte aus insgesamt 82 Bereichen berücksichtigt werden.
medianet: Warum haben Sie die Nachhaltigkeitsberichterstattung in den Leistungskatalog von P8 Marketing integriert?
Markus Bischof: Wir sind seit dem Jahr 2020 auch in der Unternehmensberatung tätig und haben einzelne Kunden, die aufgrund ihrer Größe und strategischen Ausrichtung mit dem Thema Nachhaltigkeitsberichterstattung nach ESRS-Standards konfrontiert sind. Die professionelle Umsetzung dieser Berichterstattung, die im Rahmen des Finanzberichts für 2025 abgegeben werden muss, ist vor allem für kleinere und mittlere Unternehmen, auf denen der Fokus von P8 Marketing liegt, eine Herausforderung, da sie in der Regel nicht über die erforderlichen Ressourcen verfügen, um dies selbst abzuwickeln.
medianet: Welche Leistungen umfasst die Beratung für den Nachhaltigkeitsbericht?
Bischof: Es ist ein vierstufiger Prozess, der aus Sustainability Check, Wesentlichkeitsanalyse, strategischer Stoßrichtung und Datenstrategie besteht. Dabei legen wir besonderen Wert auf die richtige Balance zwischen ökologischer Verantwortung und wirtschaftlicher Notwendigkeit. Unsere Herangehensweise garantiert, dass sowohl die Anforderungen nach ESRS erfüllt werden – und natürlich für viele Unternehmen im ersten Schritt der wichtigste Punkte –, aber auch, dass die Potenziale aus dieser Auseinandersetzung mit den 37 definierten Unternehmen genutzt werden können für die Kommunikation, für die Produktentwicklung, aber auch für Optimierungen in der Organisation.
medianet: Warum ist es Ihrer Ansicht nach wichtig, neben dem Pflichtprogramm auch die Kür anzubieten?
Bischof: Die Aufarbeitung der ERSR-Kriterien zwingt Unternehmen dazu, sich mit vielen Bereichen der eigenen Wertschöpfung auseinanderzusetzen. Dies ist ein guter Zeitpunkt, sich zu fragen, wo liegen Optimierungspotenziale, wie können wir diese heben bzw. wie sind wir auf Veränderungen in einzelnen Geschäftsfeldern vorbereitet. Ein konkretes Beispiel dafür ist unser Kunde LM Energy, einer der führenden Energiehändler Westösterreichs, bei dem man den Nachhaltigkeitsbericht nicht nur als regulatorische Pflicht sieht, sondern als eine Chance, die Zukunft des Unternehmens nachhaltig zu gestalten. Da geht es um Mitarbeiter- und Kundenbindung sowie die Kommunikation mit den verschiedenen Stakeholdern.
medianet: Können Sie das Projekt für LM Energy näher erläutern?
Bischof: Wir haben gemeinsam die Geschäftsbereiche, Wertschöpfungsketten und Nachhaltigkeitsinitiativen von LM Energy intensiv analysiert, bewertet und den ESRS-Kriterien zugeordnet. Aufgrund dieser Basis lassen sich Optimierungspotenziale identifizieren und frühzeitig Chancen erkennen.
Bei der Wesentlichkeitsanalyse wurden die Themen neben der internen Bewertung zusätzlich durch qualitative Stakeholdergespräche und quantitative Umfragen mit über 500 B2B-Kunden sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von LM Energy identifiziert und priorisiert. Diese Kombination aus internen und externen Sichtweisen ermöglicht eine valide und umfassende Bewertung aller Nachhaltigkeitsthemen. Basierend auf dieser Wesentlichkeitsanalyse, haben wir gemeinsam mit dem Kunden strategische Stoßrichtungen entwickelt, die sowohl die regulatorischen Anforderungen erfüllen als auch die Marktposition stärken.
Aktuell entwickeln wir die Datenstrategie, um die Berichtspflichten vollständig erfüllen zu können. Das umfasst neben Lösungen für die Erfassung, Verarbeitung und das Tracking relevanter Daten auch eine Gap-Analyse, um eventuell vorhandene Datenlücken rechtzeitig erkennen und schließen zu können.
medianet: Was kostet bei P8 Marketing die Beratung für den Nachhaltigkeitsbericht?
Bischof: Pauschal lässt sich das nicht beantworten, denn der Aufwand und damit auch die Kosten hängen maßgeblich von der Unternehmensgröße und den Themen ab. Man muss mit Kosten ab 25.000 Euro rechnen. Darin enthalten sind die Befragungen der internen und externen Stakeholder sowie auch die quantitative Kundenumfrage, die wir bei LM Energy zum Beispiel über deren hauseigene Kunden-App gemacht haben.
medianet: Welche Unternehmen sind ab dem kommenden Jahr zu einem Nachhaltigkeitsbericht verpflichtet und gibt es Strafen für jene, die dem nicht bzw. nicht im ausreichenden Maß nachkommen?
Bischof: Prinzipiell ist jedes Unternehmen berichterstattungspflichtig, wenn es zwei der drei Kriterien – 25 Mio. Euro Bilanzsumme, 50 Mio. Euro Umsatz oder 250 Mitarbeiter – erfüllt. Sanktionen sind vorgesehen, aber wir gehen davon aus, dass sie im ersten Jahr noch nicht mit voller Härte zum Tragen kommen, sondern dass es – ähnlich wie bei anderen neuen gesetzlichen Vorgaben – auch hier eine sogenannte Einschleifphase geben wird.
medianet: Mit der Nachhaltigkeitsthematik müssen sich aber nicht nur jene auseinandersetzen, die ab 2025 berichtspflichtig sind …
Bischof: Ja, denn ab 2026 wird die Berichtspflicht auf kapitalmarktoriente KMU erweitert, auf die zwei der drei Kriterien – ab zehn Mitarbeiter, mehr als 700.000 Euro Umsatz und mehr als 350.000 Euro Bilanzsumme – zutreffen. Darüber hinaus ist das Thema auch für nicht-berichtspflichtige Unternehmen höchst relevant – einerseits, weil auch deren Kunden, Lieferanten, Banken oder Mitarbeiter Interesse am ESG-Profil des Unternehmens haben können, andererseits natürlich auch, wenn sie als Teil der Wertschöpfungs- und Lieferkette eines berichtspflichtigen Unternehmens diesem ihre Nachhaltigkeitsdaten liefern müssen. Um auch diese Unternehmen bestmöglich unterstützen zu können, arbeiten wir aktuell an einem entsprechenden Produkt.