Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider
DON’T WORRY. Wer die Nacht von Dienstag auf Mittwoch vor dem Fernsehgerät verbracht hat, durfte dabei zusehen, wie CNN eine Wahlnacht aufzog wie einen WM-Kampf im Wrestling, wie Polit-Analysten binnen Stunden von Euphorie in verweinte Verzweiflung (und vice versa) kippten – und dass es im angloamerikanischen Sprachraum als vollkommen korrekt gilt, die Kandidaten permanent und gegen jede Etikette nicht beim Namen, sondern „er” und „sie” zu nennen. Hübsch war auch der Augenblick der ersten Live-Schaltung in die republikanische Wahlparty-Location, als der designierte Mr. President von den traditionellen „Lock her (Clinton, Anm.) up!”-Rufen seiner Anhänger empfangen wurde, die er flugs mit einer Dankesrede an die Mitbewerberin quittierte.
Aber egal. Was uns Österreicher in diesem Zusammenhang kurzfristig mehr tangiert, ist die Tatsache, dass der Neue nicht nur nichts für unwillfährige Frauen über 30, Latinos, Muslime etc. etc. übrig hat, sondern auch mit dem Konzept des Freihandels nichts anfangen kann.
Das Ergebnis: Eine unheilige Allianz aus Globalisierungskritikern, Umweltschützern und dem Mann mit den isolationistischen, protektionistischen Tendenzen beklatscht dasselbe Ziel: Stoppt TTIP! Keine Chlorhühner also*, dafür ein Handelsabkommen der EU mit Kenia und Ruanda, das kürzlich recht friktionsfrei über die Bühne ging.
Wahlen gewinnt man nicht mehr über das Hirn, sondern über den Bauch, habe ich neulich von Berufenen gehört, es geht um Emotionen, um Storytelling … Wenn man aber an Wahl-tagen das Hirn nicht benutzt, kann es sein, dass das Ergebnis dieses politischen Entscheidungsprozesses nicht ganz ausgefeilt ist. Zurück also zum Huhn: Ich denke, wir werden uns „noch wundern, was alles möglich ist”, sobald bei uns die Exportzahlen einbrechen.
* So ganz stimmt das nicht: In den USA wäscht man die Hendln mit Chlordioxid, bei uns darf man es dem Tränkwasser zusetzen. Aber es geht wohl ums Prinzip.