••• Von Sascha Harold
WIEN. Anfang des Jahres startete die Drogeriekette dm mit „dmLive” ein neues E-Commerce-Format, das auf die Nutzung von Livestreams setzt. In China ist der Trend bereits in der breiten Masse angekommen, Europa zögert dagegen noch. Welches Potenzial steckt im Live-Shopping? „Die Pandemie änderte die Art, wie wir einkaufen. Sie zwang einerseits Händler dazu, Kunden abseits physischer Geschäfte zu erreichen. Andererseits kaufen wir nicht mehr nur, um uns zu versorgen. Wir kaufen, um uns in schwierigen Zeiten zu trösten und abzulenken. Kunden wollen nicht mehr in statischen Fotokatalogen herumklicken. Sie wollen ‚bespielt', unterhalten und überzeugt werden, wie es tagtäglich auf TikTok und Instagram passiert”, erklärt Helmut Kosa, Markenexperte und Geschäftsführer des Marken- und Wachstumsberaters &Us.
Lauf Schätzungen von McKinsey dürfte das chinesische Live-Shopping 2022 400 Mrd. USD schwer sein. Im Westen arbeitet derzeit vor allem die amerikanische Plattform whatnot daran, den Markt auch hier in Bewegung zu bringen. Doch wie unterscheiden sich die Livestream-Angebote von den bekannten TV-Verkaufsformaten? Kosa: „Das ‚Live-Shopping' der Gegenwart hat wenig zu tun mit den TV-Dauerwerbesendungen der 1980er-Jahre. Für europäische Augen oszilliert chinesisches Live-Shopping zwischen visuellem Wahnsinn und Unverständnis, Spielshow und Theater. Im Westen ist es deutlich weniger überladen.”
Erfolge zeichnen sich ab
In China ist das Live-Shopping bereits hochgradig professionalisiert, in Europa zeigen die First Mover, dass es hierzulande in dieselbe Richtung gehen wird. Erste Erfolge stellen sich bereits ein. dm erzielt über die eigene App mit den Live-Shopping-Formaten etwa zweistellige Conversion Rates. „Anfangs bewegte sich die Zahl der live zugeschalteten Kunden im höheren dreistelligen Bereich. Je länger es läuft, desto leichter überschreiten sie die Tausendermarke. Es ist also noch in einem frühen Stadium, aber mit enormer Interaktion bei Fragen und Kommentaren”, resümiert Kosa.