Media follows function
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Die Stärken aller Medien zusammenzulegen, das ist die wahre Meister­schaft der Media­planung.
MARKETING & MEDIA Redaktion 27.05.2022

Media follows function

Der Begriff „digitaler Wandel” ist zum Verkaufsschlager geworden. Aber nicht überall, wo digital draufsteht, ist auch Wandel drin.

Gastkommentar ••• Von Lisa Reisenberger

WIEN. Die Media-Welt muss verrückt geworden sein, wenn man den Headlines der Medien-Branche Glauben schenken mag: Alles begeistert sich für 14-jährige TikToker, die scheinbar Gott und die Welt erreichen; 18-jährige Influencer mit mehr Followern als Taylor Swift und Neymar zusammen bis hin zum 25-jährigen Social Media-Millionär mit der einzig wahren Funnel-Methode, die gerade deine Zielgruppe erreicht und im Handumdrehen zum Kauf hypnotisiert.

Alles nur ein Fake oder was?

Ist das der digitale Wandel? Oder sitzen wir vielleicht einem Fake auf, bei dem allerlei digitale, soziale oder virale Scharlatane schummeln, was die Daten hergeben? Der digitale Wandel wird als Begriff selbst zum Verkaufsschlager vermarktet, der oft nicht hält, was er verspricht, denn nicht überall, wo digital draufsteht, ist auch Wandel drin.

Also lassen wir die Media im Dorf und beginnen wir mit den Hausaufgaben der Mediaplanung, nämlich dem eingehenden Studium der Zielgruppen, ihrem Life Cycle zur Customer Journey mit echten Touchpoints. Und dann wird ganz klar, dass es weder alte Medien gibt oder neue, sondern ausschließlich sinnvolle und sinnlose – im Sinne des Ziels, nämlich Kunden so zu erreichen, dass sie es auch bemerken und nicht nur irgendwo in einem Server ein Tracking anschlägt.
Nicht aus der Welt zu bekommen sind Media-Märchen, die einfach nur das Ziel haben, das Media-Geschäft zu verlagern und Kanäle schlechtzureden, Lieblingsbeispiel: „Print ist tot”. Das stimmt schon in der Zielgruppe 40+ nicht, denn diese Generation wuchs noch mit dem Zeitungsritual am sonntäglichen Frühstückstisch auf: Mama las den Politik-Teil, Papa Kultur und Gesellschaft, die Kids den Sport oder das Suchbild. Also werden diese Menschen Print immer als einen Teil ihrer Lebenskultur behalten.

Von wegen „Print ist tot”

„Print ist tot” stimmt auch in der Zielgruppe unter 40 nicht, denn dieser Generation wurde nachgesagt, dass sie mit dem E-Book dem konventionellen Buch den Garaus machen werden. Tatsächlich entdecken immer mehr Digital Natives für sich, dass das Lesen eines gedruckten Buches einen Kurzurlaub vom digitalen Alltag bedeutet.

Natürlich ist der digitale Wandel real, aber für uns Marketer bedeutet es nicht mehr und nicht weniger, als die gekonnte Kombination von digitalen und analogen Kanälen. Die Stärken aller Medien zusammenzulegen, das ist die wahre Meisterschaft der Mediaplanung. Alles andere kann man getrost als Verkaufsfahrt für digitale Heizdecken betrachten.

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