Medienbranche hat echten Aufholbedarf
© Reinhard Holl
MARKETING & MEDIA Redaktion 28.04.2023

Medienbranche hat echten Aufholbedarf

Tanja Pfaffeneder, Katia Wagner und Jana Pasching talken im mediadome pressclub über Frauen und Medien.

••• Von Chris Radda und Petra Stückler

WIEN. In der News-Redaktion von Krone TV ist Feminismus nicht nur ein Schlagwort und Gleichberechtigung wird gelebt. Das Team besteht aus zehn jungen, engagierten Journalistinnen.

„Nicht, dass Männer dort nicht auch willkommen wären, aber bisher waren alle männlichen Bewerber einfach nicht gut genug für diesen Job”, erzählt Katia Wagner, Chefin der Krone TV Nachrichten-Redaktion der Krone Multimedia GmbH & Co KG, im mediadome pressclub im Gespräch mit medianet-Herausgeber Chris Radda.

Frauen im Journalismus

Jana Pasching, Chefin vom Dienst der Krone Live-Nachrichten, und Tanja Pfaffeneder, Chefin vom Dienst der News Crew, sind ebenfalls ins Studio gekommen, um über Frauen und Medien, deren Aufstiegschancen und noch immer vorhandene Ungerechtigkeiten zu sprechen. Auch von den oft „nur schwer zu ertragenden, sexistisch-beleidigenden Macho-Postings” ihrer Social Media-Gemeinde, über die von ihnen festgestellten Defizite von männlichen Führungskräften hinsichtlich sozialer Kompetenz, Empathie und mangelhaftem Zeitbudget und Engagement für Mitarbeiterführung sprechen die drei Journalistinnen sehr offen.

„Wir wollen uns nicht über unser Frau-Sein definieren, sondern durch unsere Arbeit”, erklärt Jana Pasching gleich zu Beginn. Sie kämpft täglich darum, das alte Macho-Klischee der „Sprechpuppe im Fernsehen” Lügen zu strafen. Nicht nur dafür wurde sie vom Fachblatt Der Österreichische Journalist unter die 30 besten heimischen Nachwuchsjournalistinnen und Journalisten gewählt. Tanja Pfaffeneder sieht immer noch großen Nachholbedarf, wenn es um Anzahl und Führungspositionen von Frauen in den heimischen Medienbetrieben geht, „wenngleich die Situation doch laufend besser wird”.

Katia Wagner ortet nicht nur ein Problem in der Branche, wenn es darum gehe, Frauen gleichberechtigt zu behandeln, sondern ein gesamtgesellschaftliches Thema: „Ich glaube, da müssen wir alle daran arbeiten. Ich finde, die Medienbranche muss da auch vorangehen. Wir haben eine Vorbildfunktion.” Österreich habe noch extrem viel Aufholbedarf, genauso wie die Medienbranche, ist sie sich sicher.

Sie sei einmal Gegnerin der Frauenquote gewesen: „Früher, da hatte ich noch die Hoffnung, dass sich das selbst schon irgendwie reguliert, irgendwann wird die Gesellschaft so weit sein, dass keiner mehr die Quote braucht.” Denn wenn Frauen stark genug seien und hart genug kämpfen und zeigten, was sie können, dann würden sie auch irgendwann einmal in Führungspositionen sitzen.

Ohne Quote geht es nicht

Heute denkt Wagner anders: „Wenn ich mir anschaue, was sich in den letzten zehn Jahren getan hat, dann glaube ich nicht daran, dass sich das selbst reguliert, dass die Gesellschaft selbst darauf kommt, dass Frauen in Führungspositionen gehören und dass sich das von selbst irgendwie regelt.” Ohne Zwang und ohne ein Vehikel wie eine Quote werde es einfach nicht funktionieren.

Plädoyer für Medienfrauen

„Wir haben irrsinnig gute Journalistinnen, die dieselbe Arbeit machen, mindestens genauso gut, vielleicht sogar auch besser als so mancher Mann. Und trotzdem: Am Stockerl steht immer ein Mann. Mich persönlich ärgert das irrsinnig. Auch an der Branche giftet mich das.”

Man solle Frauen eine Chance geben, die vielleicht nicht das beste Männernetzwerk haben. „Bei uns in der Redaktion hat es ja auch funktioniert. Wir haben jede weibliche Bewerberin, auch wenn sie noch so jung und unerfahren war, mit offenen Armen empfangen und haben gesagt ‚Zeig, was du kannst. und hau dich rein und knie dich rein'”, schildert Wagner. Alle Mitarbeiterinnen hätten sich extrem gut entwickelt. „Ich bin stolz auf jede einzelne und ich weiß, die können dieselbe Hacken machen wie jeder gestandene Mann in der Branche. Diese jungen Mädels, die zu uns gekommen sind, hätten anderswo wahrscheinlich keine Chance bekommen. Wir sind aber als Redaktion offen dafür. Ich glaube, man muss einfach offen sein und den Frauen die Chance ­geben.”

Auf die Frage, ob Älterwerden vor der Kamera ein Problem für die drei sei, ortet Pfaffeneder, dass es durchaus Moderatorinnen gäbe, die sich einen Namen erarbeitet hätten und auch teilweise unverzichtbar geworden seien, auch für das Publikum. Jana Pasching stellt die Gegenfrage: „Akzeptieren wir eine alternde Gesellschaft, in der wir ja leben?”, und Katia Wagner zeigt sich zuversichtlich, dass Journalistinnen in Zukunft bis ins hohe Alter ihre Arbeit tun können.

Den gesamten mediadome press­club sehen Sie hier:
medianet.tv
Redaktion TV: Willy Bauer

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