„Menschen sind weder analog noch digital”
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MARKETING & MEDIA Redaktion 15.04.2022

„Menschen sind weder analog noch digital”

Tunnel23: Digitalisierung in der Kreativbranche bedeutet nicht, ein technisches Problem lösen zu müssen.

••• Von Sascha Harold

 

WIEN. Seit zwei Jahrzehnten versucht die Kreativbranche Kreation und Digital unter einen Hut zu bringen. „Digital first” ist ein Claim, der im Zusammenhang damit oft ins Feld geführt wird. Warum das am Kern der Sache vorbeigeht, erklärt Tunnel23-Geschäftsführer Diego del Pozo im Gespräch mit medianet. „Die Trennung zwischen analog und digital haben wir in unseren Teams nicht. Schließlich sind die Menschen, die wir mit unserer Kommunikation ansprechen, nicht ‚analog' oder ‚digital' – sondern einfach ‚normal'. Bei der Kreation darf daher nicht in ‚entweder analog oder digital' gedacht werden, sondern vielmehr ‚sowohl als auch'. Für unsere Kreation ist das selbstverständlich – oder eben auch ganz einfach: normal”, erläutert del Pozo mit einem Schmunzeln.

Auf Augenhöhe begegnen

Als Agentur, die ihre Wurzeln im Digitalen hat, ist es Tunnel23 einfach gefallen, digitale Denkweisen mit klassischer Kreation zu verknüpfen. Das Know-how war bereits da, eine im Nachhinein vorgenommene, strikte Trennung zwischen digital und analog hätte wenig Sinn gemacht.

Dass Kommunikation ganzheitlich gedacht werden muss, ist in der Branche mittlerweile zum geflügelten Wort geworden. Aber dass dieser Gedanke auch Konsequenzen für die interne Struktur einer Agentur haben sollte, ist noch nicht bei allen sichtbar. „Wenn ich gesamtheitlich denken will, müssen sich auch die Leute auf Augenhöhe begegnen. Es braucht gegenseitiges Verständnis von Kreation und digitaler Umsetzung”, so del Pozo. Man muss weg vom Gedanken, dass Digitalisierung eine rein technische Angelegenheit ist. Gerade in der Kreativbranche braucht es mehr. „Unser neuer Agentur-Claim lautet daher auch ‚People first, digital second.', mit dem wir den Menschen ganz klar in den Vordergrund stellen. Denn Digitalisierung in der Kreativbranche bedeutet nicht, dass ich ein technisches Problem lösen muss, sondern dass ich digital denken muss – und daher auch in der Kreation Menschen brauche, die etwas vom Thema digital verstehen”, führt del Pozo aus.

Talente in der Agentur halten

Der Weg von der Digitalagentur hin zu einer Kreativagentur mit digitalem Schwerpunkt brachte für Tunnel23 auch Veränderungen und Herausforderungen. „Den wichtigsten Grundstein haben wir damit gelegt, dass wir vor einigen Jahren entschieden haben, Dinge nur noch dann umzusetzen, wenn auch das Konzept von uns kommt. Das ist zwar nicht immer einfach in der Handhabung, wenn zum Beispiel mehrere Agenturen auf demselben Kunden arbeiten, oder ein Kunde schon mit einer sehr konkreten Anfrage kommt, bringt aber zwei wesentliche Vorteile: Die Sachen funktionieren besser, weil sie von Anfang an ganzheitlich gedacht sind, und die Leute bleiben länger bei uns, weil sie mehr Freude am Ergebnis ihrer Arbeit haben.”

Das ist wichtig, gerade wenn man auf den „War for talents” blickt, der bei Fachkräften mit digitalem Know-how besonders stark spürbar ist. Während viele Unternehmen beklagen, dass es schwer sei, die richtigen Leute zu finden, geht unter, dass es mindestens ebenso wichtig ist, die richtigen Leute dann auch zu halten. „Es genügt heute nicht mehr, Benefits wie kostenloses Essen, gute Hardware und flexible Arbeitszeiten zu bieten. Es braucht Wertschätzung und fairen Umgang miteinander. Mit ‚People first, digital second.' haben wir uns genau diesen Anspruch an uns selbst sowie an die Zusammenarbeit mit unseren Kunden und Partnern auf die Fahnen geheftet”, führt del Pozo aus und ergänzt: „Diese Haltung macht sich auch bezahlt. Wir haben trotz Pandemie und Konkurrenz am Agenturmarkt die richtigen Leute gefunden und die Stimmung im Team ist super.”
Um das Thema weiter voranzutreiben, hat die Agentur eine „People & Culture Managerin” eingestellt. „Wir haben 25 Mitarbeiter, in dieser Größenordnung haben wenige Unternehmen eine Mitarbeiterin, deren Aufgabe es ist, dafür zu sorgen, dass die Leute einen Ort haben, an dem sie gut und gern mit anderen arbeiten. In der Werbe- und Digitalbranche herrscht absolute Personalknappheit – wir glauben daher, dass es umso wichtiger ist, dass eine Agentur ein leiwander Ort zu arbeiten ist”, fasst del Pozo zusammen

Die Strategie geht auf

Der eingeschlagene Weg scheint sich mit Blick auf das laufende Geschäft jedenfalls auszuzahlen. Mit Billa und Magenta betreut die Agentur zwei Kunden, die auch in der Pandemie immer großen Kommunikationsbedarf gehabt haben. Für kununu konnte Tunnel23 eine deutschlandweite Kampagne zum Thema Gehaltstransparenz umsetzen. Das größte Einzelprojekt im vergangenen Jahr war der Markteintritt der Österreichischen Glasfaser-Infrastruktur Gesellschaft (öGIG), für den Tunnel23 sowohl das gesamte Branding als auch die Produktmarke öFiber kreiert und alle begleitenden Maßnahmen zum Verkaufsstart umgesetzt hat.

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