Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider
MERRY. Weil es ans Herz geht: „US-Firma schenkte Mitarbeitern zehn Millionen Dollar”, betitelte sich eine Meldung am Donnerstag. Das Weihnachtswunder in Kürze: Auf der Weihnachtsfeier eines US-Immobilienunternehmens wurden den Mitarbeitern Bonuszahlungen beschert. Überraschend. In Xmas-roten Kuverts. Je nach Betriebszugehörigkeit zwischen 100 und 270.000 Dollar für insgesamt knapp 200 Mitarbeiter. Das Unternehmen hält Immobilien im Wert von 3,5 Milliarden Dollar, kann sich also durchaus ein paar Präsente leisten. Und der Vergleich der Boni mag wohl auch zu ein paar quietschenden Misstönen geführt haben. Dennoch: aber hallo!
Verschenktes Geld an Arme lässt die Wirtschaft florieren, ergab kürzlich eine recht seriös durchgeführte Meta-Studie. Der Standard berichtete über die NGO Give Directly, die die klassische Entwicklungshilfe sachte auf den Kopf stellen könnte. Der Feldversuch: Give Directly verteilte in einer armen Region Kenias über zehn Millionen Dollar. 10.500 Haushalte bekamen in drei Etappen 1.000 Dollar, ohne Auflagen – aber begleitet von einer wissenschaftlich gut unterfütterten Datenerhebung. Die Ergebnisse: 18 Monate später lebten diese Menschen deutlich besser; ihr Konsum war im Vergleich um etwa 13,5 Prozent höher. Was Wunder. Aber: Das Geld wurde hauptsächlich für drei Dinge ausgegeben, Lebensmittel, Betten und Möbel sowie für das Haus – ein neues Dach, eine neue Tür. Und die Umsätze lokaler Firmen stiegen enorm, um 45 Prozent. Denn der Konsum jener, die leer ausgegangen waren, stieg beinahe im gleichen Ausmaß. Warum? Die Löhne stiegen; das Geld, das die Empfänger der Transfers ausgaben, kurbelte die Wirtschaft der Region massiv an. Für jeden Dollar, der an Spenden floss, ist die Wirtschaft um das 2,6-Fache gewachsen.
Das löst nicht alle Probleme. Aber es hat eben auch etwas Weihnachtliches. Damit entlasse ich Sie in die Festtagspause von medianet – und wünsche wunderschöne Feiertage.