••• Von Britta Biron
Mit einem Plus von 5,5% auf 153,3 Mio. € hat sich die 2017 begonnene Erholung des österreichischen Musikmarktes 2018 weiter fortgesetzt.
Zu verdanken ist das vor allem dem Streaming, das um satte 58,3% auf 51,6 Mio. € zugelegt hat und mittlerweile das beliebteste Musikformat der Österreicher ist. In Summe wurden im Vorjahr in Österreich rund 5,5 Mrd. Songs gestreamt, 2017 waren es 3,5 Mrd..
Die großen Gewinner im Boom-Segment sind die Abo-Dienste, auf die der Löwenanteil fällt, nämlich 47,2 Mio. €, eine Steigerung von 18 Mio. € bzw. mehr als 61%. In der Gunst der Hörer gestiegen sind auch werbefinanzierte Audio-Streaming- Abos. Für deren Angebot wurden im Vorjahr 1,5 Mio. € ausgegeben, 2017 rund ein Drittel weniger. Eine vergleichsweise geringe Rolle spielen Videostreams, allen voran YouTube, allerdings verzeichnet auch dieses Segment ein deutliches Plus von 26% auf 2,9 Mio. €. Bei den Downloads setzt sich der rückläufige Trend weiter fort, mit 10,9 Mio. € (–19,26%) steuern sie aber nach wie vor einen nicht unwesentlichen Beitrag zum Gesamtumsatz bei.
Die beliebteste Musikquelle der Österreicher im Netz ist Spotify, gefolgt von Amazon Music und Apple Music; andere Anbieter wie Deezer oder Napster spielen dagegen kaum eine Rolle.
Insgesamt entfallen auf Streams und Downloads 62,5 Mio. €; damit liegt das Online-Segment deutlich über den Umsätzen, die mit physischen Tonträgern erzielt wurden.
Ihre Stellung als beliebtestes Musikformat der Österreicher musste die CD zwar an das Streaming abtreten, mit einem Umsatz von 43,4 Mio. € (–17,3%) hält sie aber immer noch einen Marktanteil von 37%. Wacker schlägt sich auch die einst schon totgesagte Schallplatte. Zwar konnte sie im Vorjahr nicht mehr weiter zulegen, aber das Niveau von rund 340.000 verkauften Stück und einem Umsatz von 7,8 Mio. € halten. Neben Re-Issues ist mittlerweile auch ein Großteil der Neuveröffentlichungen aus den unterschiedlichsten Musik-Genres auf Vinyl erhältlich.
Online bleibt auch …
Die Generation 50+ bevorzugt noch klar „Musik zum Anfassen”, verliert aber zunehmend auch die Berührungsängste mit der Online-Welt. Auf der anderen Seite entdecken die Youngster das für sie neue Medium Vinyl als Ergänzung zum alltäglichen Streaming.
Die Wahl des Musik-Mediums ist auch eine Frage des Genres. Fans von Schlagern und Volksmusik, Klassik sowie Heavy Metal greifen tendenziell noch häufiger zur „Musik zum Anfassen” als zum Stream.
„2018 wird als jenes Jahr in die Geschichte eingehen, in dem der Online-Musikmarkt den physischen Musikmarkt erstmals überflügelt hat”, konstatiert Dietmar Lienbacher, Managing Director Sony Music Austria und Präsident des Verbands der österreichischen Musikwirtschaft (IFPI).
Über den Erfolg des Streamings freut sich auch IFPI-Geschäftsführer Franz Medwenitsch, kritisiert aber, „dass sich der wirtschaftliche Wertetransfer von den Kreativschaffenden zu den großen Onlineplattformen, allen voran YouTube, weiter fortsetzt. Die letzten Informationen aus Brüssel über die Copyright-Richtlinie stimmen nicht optimistisch.”
… weiter der Treiber
Das letzte Wort zum neuen EU-Urheberrecht ist aber noch nicht gesprochen. Zwar haben sich die Verhandler vorige Woche auf einen endgültigen Text geeinigt; ob dieser aber bei der Abstimmung, die im März oder April erfolgen soll, die notwendige Zustimmung findet, ist noch offen. Noch gibt es etliche Dissonanzen unter den verschiedenen Beteiligten.
Der große Knackpunkt bleibt dann ohnehin, ob und wie eventuell uneinsichtige Plattformen tatsächlich zur Kasse gebeten werden können, und auch die Meinungen darüber, was konkret unter einer fairen Vergütung zu verstehen ist, sind nicht einhellig.
Ziemlich sicher ist aber, dass die heimische Musikbranche ihre Durststrecke überwunden hat und recht positiv in die Zukunft blicken kann. Treiber wird auch weiter – wie verschiedene internationale Analysen zeigen – das Streaming sein. Das US-Marktforschungsinstitut Midias Research rechnet etwa damit, dass der globale Umsatz von aktuell 8,66 Mrd. € bis 2023 auf 10,82 Mrd. € steigen wird.