„Muss Nachhaltigkeit auch immer sexy sein?”
© APA/Ian Ehm
Barbara Rauchwarter
MARKETING & MEDIA Redaktion 14.04.2023

„Muss Nachhaltigkeit auch immer sexy sein?”

Barbara Rauchwarter, CMO der APA-Gruppe und Präsidentin der ­Österreichischen Marketinggesellschaft, über „good news” im Green Marketing.

Gastkommentar ••• Von Barbara Rauchwarter

WIEN. Nachhaltigkeit, Klimawandel, Transformation, Klimaneutralität, Sustainable Development Goals (SDGs), Erd-erwärmung, Green Marketing – die Liste der Buzzwords rund um die größte Herausforderung unserer Zeit ließe sich nahezu unendlich fortsetzen. Ebenso die von Experten, grünen Politikern und vielen, oft jungen Menschen (Friday for Future, Letzte Generation) geforderten Maßnahmen und die Diskussion um die Sinnhaftigkeit und Umsetzung derselben.

Ein Thema spaltet

Die Gesellschaft ist gespalten zwischen jenen, die sich Sorgen um ihre Zukunft machen, und jenen, die nicht verstehen, warum alles, wofür sie bisher gearbeitet haben, plötzlich „böse” ist, nicht mehr erstrebenswert. Die Ziele „mein Haus, mein Auto, mein Schiff” haben sich überlebt, sie sind nicht nur outdated, sondern plötzlich Bestandteil eines dystopischen Zukunftsszenarios. Die Generationen des letzten Jahrhunderts haben den derzeitigen Zustand unseres Planeten verschuldet – durch übermäßigen Konsum, durch übermäßiges Streben nach individuellem Wohlstand. Und damit das Leben zukünftiger Menschen quasi aufs Spiel gesetzt, deren Ressourcen verbraucht. So die sehr vereinfachte Version. Und das muss sich schleunigst ändern, so die einen. Alles übertrieben und von Hysterie geprägt, so die anderen.

Wie also kann dieses Dilemma aufgelöst werden, wie auch nur das Gesprächsklima aller handelnden Gruppen verbessert werden? Derzeit sind die Themen Nachhaltigkeit, Klimawandel, etc. negativ konnotiert. Es ist viel von Verzicht, von Verboten die Rede. Das Thema ist definitiv nicht sexy. Muss und soll es auch nicht werden. Zu groß ist die Gefahr, ins sogenannte Greenwashing zu verfallen. Hübsche Slogans allein werden uns nicht weiterhelfen, die SDGs müssen bald erreicht werden, wollen wir den Klimawandel eingrenzen.
Ich glaube aber schon, dass wir die Kommunikation anders führen können und müssen: Jede Veränderung ist auch eine Chance, wir sollten diese Chancen klar kommunizieren. Dass es möglich ist, dass nachhaltiges Wirtschaften und Wohlstand koexistieren können, dass vieles anders, aber nicht alles schlechter werden muss. Und dass niemand „böse” ist, dass alle Gruppen berechtigte Anliegen haben und diese bearbeitet werden müssen.
Die vorrangige Aufgabe im Marketing ist es immer, an Zielgruppen zu kommunizieren und diese entsprechend zu informieren. Diesem Auftrag sollten wir als Marketer nachkommen – nicht sexy, aber zuverlässig und wahrheitsgetreu, optimistisch, positiv und zukunftsorientiert. Denn eines ist sicher: Vom Motto „only bad news are good news” sollten wir uns hier schleunigst verabschieden, wenn wir unsere Zukunft und den Weg dorthin sinnvoll und miteinander gestalten wollen.


P.S.: Dass auch Marketing selbst „green” werden muss, versteht sich von selbst. Aber das ist eine andere Geschichte …

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