Neue Kartonagen aus alten T-Shirts
© Lunghammer/TU Graz
Innovativ Alexander Weissen­steiner, Alexander Wagner und Thomas Harter (v.l.) mit einer Papierprobe, die zu 30 Prozent aus rezyklierten Baumwollfasern besteht.
MARKETING & MEDIA Redaktion 07.03.2025

Neue Kartonagen aus alten T-Shirts

An der TU Graz wurde ein spezielles Verfahren zur Gewinnung von Cellulose aus Altkleidern entwickelt.

GRAZ. Allein in Österreich fallen pro Jahr rund 220.000 Tonnen Textilabfälle an, von denen knapp 80% verbrannt werden. Dadurch gehen wertvolle Rohstoffe unwiederbringlich verloren. Ein Team um Thomas Harter vom Institut für Biobasierte Produkte und Papiertechnik an der TU Graz hat eine nachhaltige Lösung dieses Problems parat.

„Strenggenommen ist die Umwandlung von Textilfasern zu Papier zwar ein Downgrade, sie hat unter Umweltgesichtspunkten aber einen großen Vorteil: Der Papierfaserkreislauf ist hochgradig geschlossen, im Bereich der Verpackungen liegen die Recyclingraten bei 83 Prozent. Bringen wir die wertvollen Textilfasern in diesen Kreislauf ein, bleiben sie über lange Zeit nutzbar”, erklärt Harter.

Neue Rohstoffquelle

Um aus alten Kleidungsstücken Papier zu gewinnen, werden sie zunächst in kleine Stücke geschnitten und in einer wässrigen Lösung eingeweicht. Das Gemisch wird gemahlen, um die Baumwollfasern ohne Verknotungen oder Klumpenbildung voneinander zu lösen. Alexander Wagner hat im Rahmen seiner Masterarbeit das ideale Mahlwerk, die nötige Mahldauer und das optimale Verhältnis von Wasser zu Textilien bestimmt. „Am Ende unserer Versuche haben wir eine Suspension erhalten, die einer normalen Papiersuspension sehr ähnlich ist und die wir mit etablierten Verfahren zu Papier verarbeiten können”, sagt Harter.

Optisch besteht kaum ein unterschied zu gewöhnlichem Recyclingpapier – die vereinzelten bunten Sprenkeln, die von farbigen Kleidungsstücken stammen, sind für Kartonagen und andere Verpackungsmaterialien irrelevant. Und qualitativ gibt es einen Pluspunkt: Zugversuche haben ergeben, dass die Zugabe von Textilien die Festigkeit von Recylingpapier erhöht. „Schon bei einem textilbasierten Anteil von 30 Prozent ist das Papier wesentlich zugfester, wobei die Verarbeitbarkeit gleich bleibt”, erklärt Alexander Weissensteiner. „Das liegt an der Länge der Fasern. Beim rezyklierten Altpapier sind die Fasern recht kurz. Unsere wiedergewonnen Textilfasern sind mit 1,7 Millimetern deutlich länger.”

Zukunftspläne

Im nächsten Schritt wollen die Forscher den Energieverbrauch des Mahlvorgangs reduzieren. Dafür testen sie neben Zusätzen wie leichten Säuren auch enzymatische Vorbehandlungen, um den Faseraufschluss im Mahlaggregat zu unterstützen. „Zudem möchten wir den nächsten Skalierungsschritt gehen und den Prozess auf Industriegeräten umsetzen”, sagt Harter. (red)

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