Neues Werkzeug bringt ein neues Handwerk
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MARKETING & MEDIA Redaktion 30.08.2019

Neues Werkzeug bringt ein neues Handwerk

Wie die WKO die Branche in Zeiten des digitalen ­Wandels stärken will: Angelika Sery-Froschauer im Interview.

WIEN. Im Fachverband Werbung- und Marktkommunikation der WKO sind die österreichischen Werbe- und Kommunikationsprofis organisiert. Angelika Sery-Froschauer ist seit 2010 Obfrau des Fachverbandes und sieht derzeit viele Herausforderungen auf die Branche zukommen: „Unsere Branche hat sich, was Lehrinhalte und Technologien betrifft, in den letzten zehn bis 15 Jahren enorm verändert, sehr viel neues Werkzeug und Handwerk ist dazugekommen”, führt die Fachverbandsobfrau aus. Ein Schwerpunkt ihrer Tätigkeit liegt derzeit auf dem Bereich der (Aus-)Bildung. Im Schwerpunkt steht dabei die duale Ausbildung – sprich: die Lehre. In Österreich befinden sich derzeit über 400 Lehrlinge branchenweit in Ausbildung. „Wir haben in den letzten Jahren intensiv daran gearbeitet, unser Berufsbild zu aktualisieren und so attraktiv zu machen, dass auch viele Junge zu uns in die Branche kommen”, so Sery-Froschauer, die ergänzt: „Wir sehen, dass die Lehrlingszahlen in unserem Bereich kontinuierlich wachsen. Unsere Bemühungen haben Erfolg, neue Ausbildungsbetriebe für diesen attraktiven Lehrberuf anzusprechen.”

Den Dialog suchen

Neben dem Fokus auf Berufsbeginner und Quereinsteiger über den Weg der Lehre hat auch der Dialog zu sämtlichen Fachhochschulen und Universitäten große Bedeutung; aktuelle Anliegen der Branche sollen so den Studierenden und Lehrenden vermittelt werden. „Dieser Dialog ist ein ganz wichtiger Punkt, weil unsere Zeit enorm schnell ist und viel Bewegung da ist”, erläutert Sery-Froschauer die Gründe für die notwendige Zusammenarbeit. Die einzelnen Fachgruppen der Wirtschaftskammer in den Bundesländern hätten zudem noch weiter individualisierten und starken persönlichen Kontakt zu Schul- und Bildungseinrichtungen. Neben neuen Technologien und Werkzeugen sind in der Ausbildung auch ganz allgemeine Inhalte wichtig. Sery-Froschauer: „Kreativität und vernetztes Denken sind die Ressourcen des 21. Jahrhunderts, das ist auch genau das Abbild unserer Branche. Wir wollen junge Menschen, die diese Fähigkeiten haben, gezielt in die Branche bringen.”

Sorgen der Branche

Wie es der Branche geht, das erhebt die WKO regelmäßig im Werbeklimaindex – die Stimmung war dabei zuletzt getrübt: „Im Jänner hat eine Erhebung gezeigt, dass die Branche durchaus pessimistisch in die Zukunft blickt. Das liegt aber daran, dass sie stark an der Sachgüter- und Industriegüterproduktion hängt und die Auswirkungen von Dieselskandal bis Brexit fürchtete. Jetzt, im zweiten Quartal 2019, ist der Optimismus wieder da”, erläutert Sery-Froschauer. Die Auftragsbücher seien quer durch die Branche gut gefüllt, und die Geschäftslage sehe gut aus. Die Zeiten der hohen Margen sind in der Branche vorerst aber vorbei. Das Umfeld ist kompetitiver geworden, was sich in der Preispolitik widerspiegelt. Zudem sorgt die fortschreitende Digitalisierung dafür, dass Unternehmen nicht nur gegen lokale und regionale Konkurrenz, sondern europäische und fallweise weltweite Konkurrenz bestehen müssen.

Gleiche Regeln für alle

Gerade dieser globale Markt brauche, so Sery-Froschauer, gleiche Regeln für alle. Ein Dorn im Auge sind der WKO hier etwa die Werbeabgabe und die jetzt diskutierte Onlineabgabe, bei der Österreich nach einer gescheiterten europäischen Lösung einen Alleingang versucht. „Es kann nicht sein, dass Österreich hier nach vorn prescht und für Online-Kommunikation einen Wert besteuert. Wenn, dann gehört eine Digitalbesteuerung mit den europäischen Kollegen besteuert”, führt die Fachverbandsobfrau aus und ergänzt: Sollte so eine europäische Abgabe dann kommen, so müsse jedenfalls die Werbeabgabe fallen.

Gerade der klein strukturierte Markt Österreich mache es notwendig, Wettbewerbsnachteile im Vergleich mit anderen Ländern abzubauen. „Es gehören Regeln für den europäischen Markt definiert”, so Sery-Froschauer. Derzeit sind in Österreich etwa 4.500 Agenturen aktiv, die Mitarbeiter beschäftigen, dazu kommen etwa 27.500 Einpersonenunternehmen, die zu den größeren häufig in unterschiedlichen Partnerschafts- und Auftragsverhältnissen stehen.

Marken im Fokus

In den letzten Jahren immer wichtiger geworden ist die Bedeutung der Marke – nicht nur im B2C-, sondern auch im B2B- Bereich. „Es gibt fast keine Branche, wo Unternehmen alleine am Markt sind. Sobald es Wettbewerb gibt, geht es um Differenzierung und Markenbildung”, so Sery-Froschauer. Im B2B-Bereich komme zudem der große Bereich der Arbeitskräftebeschaffung hinzu – auch hier sei die Markenbildung wichtig. „Differenzierung, Positionierung und Kampagnisierung ist im B2B-Bereich eine schöne Aufgabe, die wir als Spezialisten zu 100 Prozent für unsere Kunden ausführen.”

6 Mrd. € Wertschöpfung erwirtschaftet die Branche derzeit etwa, der Wert ist in den letzten Jahren stetig gewachsen. Auch heuer geht Sery-Froschauer von einem Wachstum der Branche über dem EU-Durchschnitt aus. In Zukunft müsse die Branche weiter auf qualitative Arbeit setzen und am eigenen Selbstverständnis arbeiten: „Gute Werbung braucht Exzellenz, Wissen und Know-how – nicht nur auf kreativer Ebene, sondern auch, was das Verständnis für den Kunden und dessen Bedürfnisse angeht”, fasst Sery-Froschauer zusammen.

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