••• Von Elisabeth Schmoller-Schmidbauer/Dinko Fejzuli
Während derzeit allerorts über den Niedergang der Printmedien sinniert wird und in der Medienbranche eine Hiobsbotschaft der nächsten folgt, herrscht im Hause tele Feierstimmung. Denn 2024 ist ein Jubiläumsjahr für das Magazin, 35 Jahre ist es bereits am Markt. Und Hans Metzger, Geschäftsführer von tele seit 2006, ist fest davon überzeugt, dass sein Magazin noch viele weitere Jahre Bestand haben wird.
„Gute Zeitungen bleiben”
„Der Tod der Zeitung wurde ja schon vor 30 Jahren vorausgesagt”, meint er. Und eigentlich sei es ja auch schon davor, bereits mit Aufkommen des Radios, prognostiziert worden, dass kein Mensch mehr Zeitung lesen werde. Und danach beim Fernsehen und dann wieder beim Internet. „Und es gibt immer noch gute Zeitungen und gute Auflagenzahlen.” Das Gejammere über den Niedergang der Printmedien seien fast „unerträglich”, mein Metzger. „Karl Kraus hat das schon gesagt und es stimmt auch: Wir Österreicher raunzen uns noch zu Tode.”
50 Prozent lesen täglich
Denn: Die Reichweiten der Tageszeitungen seien in den vergangenen Jahren zwar stets gesunken, aber lägen immer noch bei „sensationellen 50 Prozent. Das ist sicherlich kein Anlass für Trübsinn”, wie Metzger findet: „Jeder und jede Zweite in Österreich über 14 Jahren liest täglich eine gedruckte Zeitung. Das ist doch eine Weltsensation, das ist ein Wert, der einfach großartig ist. Also man muss das jeden Tag feiern.”
Auch Reichweite und Leserzahlen des tele-Magazins selbst sprechen für Metzgers Optimismus: „In Zeiten von Online, in Zeiten von Mobiltelefonie und in Zeiten von TikTok schaffen wir es, dass immer noch knapp eine Million Menschen jede Woche tele lesen.” 986.000 Leserinnen und Leser sei die aktuelle Zahl aus der letzten Mediaanalyse. Das entspricht einer Österreich-Reichweite von 12,8%. „Das ist großartig”, so der tele-Geschäftsführer.
Gerade in Zeiten der Pandemie für die Branche ein großes Problem, würden aktuell auch die Papierpreise einen gewissen Anlass zum Optimismus geben. „Die sind noch im zweiten Halbjahr 2023 nach unten gegangen – relativ deutlich.” Die Preise seien jetzt auf einem Niveau von 70% über jenem vor drei Jahren. „Aber wir waren schon 130 oder 128 Prozent drüber. Das heißt, die Kostenseite für heuer hat sich dadurch sehr entspannt.”
Sehr gutes erstes Quartal
Auch die Anzeigenerlöse seien besser als im Vorjahr. „Insgesamt ist also das erste Quartal wirklich sehr gut, so gut wie schon lange nicht mehr, und ich bin sehr optimistisch, dass wir auch insgesamt ein gutes Jahr haben werden.” Und dass sich tele seit 35 Jahren erfolgreich am Markt hält, liegt laut Metzger nicht zuletzt an seiner „Zuverlässigkeit und Beständigkeit”. „Das Großartige an tele ist, dass es sich nie grundsätzlich verändert hat. Wir haben unsere Kernkompetenz nie verlassen und die Kernkompetenz heißt: die Übersicht über sieben Tage Fernsehen. Das war vor 35 Jahren so und das ist auch heute noch so.”
Gravierende Veränderungen gab es aber in den letzten Jahren durchaus. Etwas als in Corona-Zeiten die Erscheinungsweise aufgrund der damaligen Umstände von wöchentlich auf zweiwöchentlich umgestellt wurde.
Eine Erscheinungsweise, die Hans Metzger rückblickend eigentlich grundsätzlich begrüßt, alleine aus wirtschaftlichen Gründen: „Man hätte kostenmäßig einen Vorteil, auf eine 14-tägige Erscheinungsweise zu gehen, strategisch und logistisch ebenso.”
Aktualität an erster Stelle
Und der Vorteil für die Leserinnen und Leser wäre, dass sie statt für eine gleich für zwei Wochen eine Übersicht über das kommende Programm hätten. Allerdings: „Die Aktualität lässt das nicht zu. Im Fernsehprogramm gibt es häufig Änderungen, das ist den Lesern nicht zumutbar.”
Wer tele liest, dem fällt auf: Hier schreiben Cineasten für ihr Publikum. Auch das sei ein herausragendes Merkmal, wie der Geschäftsführer betont: „Wir haben Menschen, die schreiben, die recherchieren, die kuratieren und die nehmen dieses Thema so ernst, wie man als Journalist ein Thema nur ernst nehmen kann. Und das ist auch eine Spezialität von tele. Das war auch vor 35 Jahren schon so.”
Menschen statt KI
Man könne natürlich immer von irgendwelchen Datenbanken irgendwelche Agenturtexte kaufen und einfließen lassen. „Das kann man machen, das gibt es alles schon fertig. Stichwort KI. Das ist überhaupt kein Problem.”
Damit würde man, so Metzger, auf Knopfdruck das Heft füllen: „Kostet einen Bruchteil und ist auch eine Art von Information. Aber es ist nicht das, was wir uns vorstellen. Und es ist auch nicht das, was unsere Leserinnen und Leser von uns erwarten. Und deswegen haben wir Menschen und die bleiben auch, solange ich da bin.”
Herzensprojekt Klimaschutz
KI stehe bei tele nämlich nicht für Künstliche Intelligenz, sondern für die tele-Klimainitiative – ein persönliches Herzensprojekt Metzgers, das vor fünf Jahre ins Leben gerufen wurde. Die Initiative wirkt als Werbekampagne, Datenbank für Beiträge zum Klimaschutz sowie als eine Aktionsplattform. Dafür stellt das Magazin auf sämtlichen eigenen Medienkanälen redaktionelle Strecken und Werbeflächen für das Thema Klimaschutz zur Verfügung.
„Es handelt sich dabei um eine Informationskampagne, die immer wieder den Klimaschutz thematisiert. Jede Woche haben wir eine eigene Kolumne zum Thema Klima, den ‚Klima Klartext'. Das ist wirklich inzwischen ein fixer Beitrag, so wie zum Beispiel auch das Rezept und das Rätsel.”
Initiative als Trademark
Die Klimainitiative sei mittlerweile tatsächlich zu einem Trademark des Magazins geworden, wie Metzger bestätigt. „Es gibt niemanden, mit dem ich über tele rede, und der mich nicht darauf anspricht”, so Metzger über den Erfolg der Initiative.
„Da sind wir ziemlich stolz drauf, weil das sonst in dieser Form niemand macht. Und wir haben schließlich nur eine Welt und wir haben nur ein Klima auf diesem Planeten. Das heißt, wir müssen schauen, dass wir irgendwie endlich in die Gänge kommen und wirklich mehr tun.”
Gerade im Klimabereich gebe es laut dem tele-Geschäftsführer eine „irrsinnige Fülle” an Dingen, die man beitragen könne. Auch in der aktuellen Jubiläumsausgabe werde das Thema Klimaschutz eine Rolle spielen.
Klimaressort für alle
Was das Thema Klimaschutz betrifft, sieht Hans Metzger aber auch die anderen Medien in der Pflicht. „Ich finde, jede Zeitung, jedes Medienunternehmen braucht dringend ein Klimaressort, und auch die Berichterstattung sollte sich diesbezüglich ändern.”
Metzger dazu: Klima-Berichterstattung sei meist anlassbezogen oder in einem Schwerpunkt verpackt, wobei eher Negativschlagzeilen und Katastrophenberichte dominieren würden. „Das Wichtige ist aber meiner Meinung nach, dass man das Thema optimistischer auflädt – im Sinne eines Appells, der anregen soll, in Sachen Klimaschutz positive Dinge zu tun.”
Auch die tele-Klimainitiative habe etwa mit einer sehr ernsten Bildsprache gestartet. Mit der neuen Kampagne habe man aber dann auf ein positiveres Gefühl gesetzt. „Und wir haben der Kampagne mit grünen Pinselstrichen einfach einen Farbklecks verpasst.” Optimismus also auch in Sachen Klimakrise.
Positiv in die Zukunft
Generell plädiert Metzger für mehr Optimismus. Dazu gehört auch eine andere Sichtweise auf den weit verbreiteten Spruch „Früher war alles besser”.
Nein, so Metzger, „früher gab es halt Vierteltelefon statt Smartphones und es war in Wahrheit nicht alles besser, aber eben anders”, so der tele-Geschäftsführer abschließend.