Noch sollte der ­Content mehr zählen
MARKETING & MEDIA Redaktion 22.11.2019

Noch sollte der ­Content mehr zählen

Wenn ein Pre-Roll doppelt so lang ist, wie das ­eigentliche Video, dann stimmt hier was generell nicht.

Kommentar ••• Von Dinko Fejzuli

KERVERHT. Es ist zwar schon etwas länger her, aber da hatten Werbespots epische Breiten, und in Ländern wie Frankreich sind die Zuseher sogar deutlich vor Beginn des Films ins Kino ­gegangen, nur um sich die schönen Werbefilme auch noch ansehen zu können. Heute ist das anders, auch weil sich die Sehergewohnheiten stark geändert ­haben.

Die Suche nach dem verdammten „X”

Bewegtbild-Content wird längst nicht nur mehr am klassischen TV-Bildschirm konsumiert, und als User hat man die Chance, Werbespots vor deren Ende sogar wegzuklicken.

Den Reflex kennen wir alle: Sobald ein Pre-Roll beginnt, sind wir panisch auf der Suche nach dem berühmten X, um den Spot wegzuklicken.
Aber warum ist das so? Ich behaupte, sicher nicht deshalb, weil Konsumenten Werbung nicht mögen, sondern eher deshalb, weil sie das, was man ihnen vorsetzt, nicht mögen.
Erst kürzlich hatte ich das zweifelhafte Vergnügen, satte 39 Sekunden lang einen Spot über mich ergehen zu lassen – gar nicht mal so sehr, weil der Spot nicht gut gewesen wäre, aber wenn der Video-Content, zu dem man eigentlich wollte, und deshalb den vorgeschalteten Spot akzeptiert, dann mickrige 23 Sekunden dauert, also die Werbung fast doppelt so lang wie das Video ist, dann hat hier jemand nicht verstanden, wie Online-Werbung funktioniert.
Das wäre genau so, als würde der Werbeblock zu meiner 30 Minuten-Serie eine Stunde dauern und ich könnte sie erst dann sehen, wenn der ganze Werbeblock abgespielt wurde, oder wenn ein Magazin mit 20 Seiten Redaktion und 40 Seiten Inseraten gefüllt würde.
In klassischen Medien würde so etwas niemanden einfallen, aber Online scheint man alles machen zu können, denn wie kürzlich aufgepoppte Skandale um Onlinewerbung zeigen, werden für Kunden zum Teil schöne Auswertungen vorbereitet, in denen man ihnen buchstäblich ein X für ein U vormacht. Nur, dass sie dieses X nicht einfach wegklicken können.

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