Odysseus’ Tools
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MARKETING & MEDIA Redaktion 11.10.2019

Odysseus’ Tools

Vielen Führungskräften geht es heute so wie damals dem griechischen Helden: Unsicherheit ist ihr Wegbegleiter.

••• Von Eva-Louise Krémer

WIEN. In der „Ilias” schildert Homer in 24 Gesängen die Irrfahrten des griechischen Helden Odysseus: Während Odysseus immer wieder vom Kurs abkommt und ein gefährliches Abenteuer nach dem anderen besteht, versuchen in der Heimat die Freier seiner Frau den Thron zu erobern.

Aus den Fehlern lernen

Wie Odysseus fühlen sich heute viele Führungskräfte in Unternehmen: Böse Überraschungen bringen sie vom sorgsam gewählten Kurs ab; in Zeiten der digitalen Transformation ist die Unsicherheit ihr ständiger Wegbegleiter.

Die Frage für Manager ist nun: Kann man sich Irrwege und ständige Richtungswechsel durch strategische Tools ersparen? „Die Odyssee ist ein wunderbares Narrativ über den Umgang mit dieser Unsicherheit”, sagt Michael König, Senior Lecturer am Department for Strategy and Innovation der WU Wien: Lernen aus den Fehlern, Signale beachten und rechtzeitig reagieren.

Dynamische SWOT-Analyse

Odysseus hätte sich seine lange Irrfahrt wohl nicht zur Gänze ersparen können, doch Erkenntnisse aus dem eigenen Verhalten und die richtige Vorsicht auf mögliche Gefahren hätten ihm geholfen, weitere Umwege und Gefahren zu vermeiden, meint der Experte.

Das gelte auch für Unternehmen: Erfolge aus der Vergangenheit wappnen nicht automatisch für die Zukunft. Es ist vielmehr wichtig, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gleichermaßen zu berücksichtigen. Doch welche Werkzeuge gibt es dafür? Die beliebte statische SWOT-Analyse als Teil eines strategischen Managements greife da vielfach zu kurz. Dabei werden aus Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken strategische Maßnahmen abgeleitet. Weiter reiche da schon das Tool der dynamischen SWOT-Analyse, bei der Stärken und Schwächen unter anderem mit zukünftigen Entwicklungen abgeglichen werden.
Wichtig sei dabei nicht nur, das zu sehen, was jetzt gerade relevant ist. Es gehe um die „Herausforderungen, die uns morgen betreffen”. Daraus könne man plausible Zukunftsszenarien entwickeln: „Jede Führungskraft sollte in dieses Strategic Foresight investieren, um auf zukünftige Veränderungen besser vorbereitet zu sein”, meint Helga Pattart-Drexler, Head of Executive Education der WU Executive Academy.

Wenn Erfolg arrogant macht

Wie wäre die Odyssee verlaufen, hätte Odysseus über die strategischen Tools des heutigen Managements verfügt? Das wäre, sind sich die beiden einig, auch auf seine Einstellung angekommen: Der siegreiche Held meinte nach der Schlacht um Troja, er wäre für die Zukunft bestens gewappnet. Doch es erwarteten ihn ganz andere Gefahren und Hindernisse – und so geht es vielen Unternehmen.

Erfolg macht arrogant

Die Mineralölindustrie sei ist ein gutes Beispiel dafür, wie vergangene Erfolge uneinsichtig machten gegenüber zukünftigen Veränderungen. Ein weiteres Problem: Manager neigen dazu, in unsicheren Zeiten immer nur jene Tools zu verwenden, die in einem ruhigen Umfeld erfolgreich waren. Dabei stehen heute mehr Daten als je zuvor zur Verfügung – genau das kann aber ebenso in die Irre führen.

„Führungskräfte müssen akzeptieren, dass die Zukunft ganz anders aussehen kann. Sie müssen die Fähigkeit haben, entsprechende Alternativen strukturiert zu entwickeln”, ergänzt Pattart-Drexler. Mut sollte auch machen, dass Odysseus nach seiner unerwartet langen Reise und trotz etlicher Fehler letztlich heim zur Familie und zu seinem Königsthron gekehrt ist. Auch Unternehmen, die sich auf zukünftige Entwicklungen entsprechend vorbereiten, winkt ein Happy End.

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