••• Von Laura Schott
Die Österreicher zeigen nach wie vor hohes Interesse an Nachrichten: Ihre Affinität zu Nachrichten steigt, und traditionelle Nachrichtenquellen werden weiterhin gern genutzt. Das Vertrauen in Nachrichten hingegen sinkt, und die Zahl jener, die bereit sind, für Nachrichten zu bezahlen, steigt nur langsam.
Das sind die Kernergebnisse des Digital News Report 2019 für Österreich, in dessen Rahmen das Reuters Institut die Nachrichtennutzung von insgesamt 38 Ländern untersucht hat.
Affinität und Interesse hoch
Insgesamt lässt sich eine steigende Affinität der Österreicher zu Nachrichten beobachten. Um diese zu ermitteln, wurden die erhobenen Daten zu Nachrichteninteresse und Nutzungshäufigkeit kombiniert.
Das Ergebnis sind drei Typen von Nachrichtennutzern: Die „Nachrichten-Enthusiasten” sind äußerst interessiert an Nachrichten und konsumieren diese zumindest sechs Mal täglich. Die „Schlagzeilen-Folger” sind äußerst bzw. sehr interessiert an Nachrichten und nutzen diese ein bis fünfmal pro Tag. Personen, die Nachrichten überhaupt nicht bis einigermaßen interessieren und die diese auch nicht täglich nutzen, bilden schließlich die Kategorie der „Gelegenheits-Nutzer”.
Nachrichten-Enthusiasmus
Im Vergleich zu den Vorjahren lässt sich eine deutliche Verschiebung weg von den Gelegenheits-Nutzern hin zu den Schlagzeilen-Folgern und Nachrichten-Enthusiasten feststellen. Zu Letzteren zählt ein gutes Viertel der Befragten, 62% sind Schlagzeilen-Folger. Der Anteil der Gelegenheitsnutzer beläuft sich nur noch auf 12,5% – im Vorjahr war der Wert noch mehr als doppelt so hoch.
Allgemein sind Österreicher sehr interessiert an Nachrichten: 93,7% sind äußerst, sehr oder zumindest einigermaßen interessiert. Mit dem Alter steigt auch das Nachrichteninteresse. Bei den über 55-Jährigen ist der Anteil jener, die großes Nachrichteninteresse bekunden, am höchsten. Am niedrigsten ist dieser Wert in der Altersgruppe 18-24. Auch das Geschlecht spielt hier eine Rolle: Großes Interesse an Nachrichten ist bei Männern weiter verbreitet als bei Frauen. Der Wert für das allgemeine Interesse an Nachrichten weist hingegen keinen signifikanten Geschlechterunterschied auf.
Top 3 Medien sind offline
Der Digital News Report beschäftigt sich besonders intensiv mit der Frage, woher Nachrichten bezogen werden. Von allen Nachrichtenquellen nutzen die Österreicher TV-Nachrichtenprogramme am häufigsten (64,7%). Es folgen gedruckte Zeitungen (53,5%) und Radio-Nachrichtenprogramme (45,5%). Traditionelle Medien stehen bei der Nachrichtenbeschaffung also immer noch hoch im Kurs. Soziale Medien belegen mit 45,2% Platz vier der meistgenutzten Nachrichtenquellen, Websites und Apps von Zeitungen folgen mit 38,4%.
Betrachtet man die Ergebnisse im Detail, so erkennt man signifikante Unterschiede zwischen den einzelnen Altersgruppen (siehe Grafik): Während Fernsehen die Hauptnachrichtenquelle für 42,7% der über 55-Jährigen darstellt, nimmt dieser Wert sukzessive ab, je jünger die Zielgruppe ist. Bei den 18- bis 24-Jährigen ist Fernsehen schließlich nur noch für 15,9% die Hauptnachrichtenquelle. Am liebsten bezieht diese Altersgruppe ihre Nachrichten von Sozialen Medien und Blogs (37,4%) beziehungsweise anderen Online-Nachrichten-Angeboten (27,6%).
Generell nutzen immer mehr eine Kombination aus traditionellen und digitalen Nachrichtenquellen: 49,3% nutzen weder ausschließlich digitale noch ausschließlich traditionelle Nachrichtenquellen, sondern eine Kombination aus Online- und Offline-Nachrichten auf verschiedenen Geräten.
ORF online und offline beliebt
Ebenfalls erfragt wurden die Medienmarken – heimische wie ausländische –, die die Österreicher nutzen. Die Ergebnisse spiegeln die hohe Beliebtheit von Fernsehen wider: Sieben TV-Sender befinden sich unter den Top 10 der meistgenutzen Offline-Nachrichtenquellen. ORF 2 führt die Liste an – 45,7% gaben an, den öffentlich-rechtlichen Sender im Befragungszeitraum genutzt zu haben. Es folgt ORF eins mit 38,9%, Platz drei belegt mit der Kronen Zeitung (37,0%) eine von zwei Printmarken (Kronen Zeitung und Heute) unter den Top 10.
Auch online erfreut sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk großer Beliebtheit: ORF.at ist die meistgenutzte Online-Medienmarke zur Nachrichtenbeschaffung (33,4%), gefolgt von krone.at (24,9%) und GMX (17, 4%). Auch Angebote aus dem Ausland befinden sich unter den beliebtesten Online-Medienmarken der Österreicher, so etwa tagesschau.de (8,3%) und CNN.com (5,4%). Und als Fun Fact am Rande rangiert dietagespresse.com tatsächlich auf Platz 23, wenn es um die „Nachrichtenbeschaffung” im Netz geht.
Online-Nachrichten werden übrigens hauptsächlich auf dem Smartphone konsumiert; in den letzten Jahren war das noch anders: Von 2016 bis 2018 war der Computer das beliebteste Gerät zur Online-Nachrichtennutzung.
Eine Frage der Bildung
Auf die Frage, ob im vergangenen Jahr für einen Online-Nachrichtendienst bezahlt worden sei, antworteten 9,1% mit „ja” – das ist ein leichter Anstieg von 0,6% gegenüber dem Vorjahr. Die Zahlungsbereitschaft für Online-Nachrichten ist bei den 18- bis 24-Jährigen am höchsten, und auch die Altersgruppen 25-34 und 35-44 liegen noch über dem Durchschnitt. Grundsätzlich gilt: Je älter die Zielgruppe, desto geringer die Bereitschaft, für Onlinenachrichten zu zahlen.
Auch der Bildungsgrad spielt hier eine Rolle: Während Menschen mit hohem formellen Bildungsgrad eher bereit sind, für Onlinenachrichten zu bezahlen (13,9%), gaben nur 8,0% der Befragten mit niedrigem formellen Bildungsgrad an, im vergangenen Jahr bezahlt zu haben. Der Bildungsgrad schlägt sich auch in der Gesamtnachrichtennutzung nieder: Je höher der Bildungsabschluss, desto öfter werden Nachrichten konsumiert.