„Österreich war immer ein starkes Printland”
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MARKETING & MEDIA britta biron 01.03.2019

„Österreich war immer ein starkes Printland”

VÖZ-Geschäftsführer Gerald Grünberger über die Lage der heimischen Zeitungsbranche.

••• Von Britta Biron

WIEN. Rosig sind die Zeiten für die heimischen Zeitungs- und Magazinmacher zwar nicht, aber von einer medialen Götterdämmerung ist hierzulande nichts zu bemerken.

Herr und Frau Österreicher sind, wie eine aktuelle europaweite Umfrage zur Mediennutzung zeigt, besonders eifrige Zeitungsleser. 46% lesen täglich oder fast täglich Zeitung, und zwar ganz Old School ein gedrucktes Exemplar. Eine höhere Affinität zur Info auf Papier haben nur noch die Holländer, Schweden und Finnen.

Millennials schätzen Print

Selbst in der Gruppe der unter 30-Jährigen finden sich in Österreich überdurchschnittlich viele, die auf Print setzen. Laut der RTR-Umfrage „Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene im VoD-Zeitalter” von 2018 gaben 44% an, täglich eine Zeitung oder Zeitschrift zu lesen, 18,8% tun es immerhin mehrmals pro Woche und 7,4% immerhin einige Male pro Monat.

Hohe Leserbindung

„Österreich war schon immer ein starkes Printland mit hohen Nutzungsreichweiten und einem starken Anteil im Werbegeschäft. Dies hat zweifelsohne dazu beigetragen, dass Österreichs Zeitungen und Magazine in den letzten Jahren den digitalen Wandel etwas besser meistern konnten, als Verlagshäuser in anderen Ländern”, meint Gerald Grünberger, Geschäftsführer des Verbandes Österreichischer Zeitungen (VÖZ).

Auch der hohe Abo-Anteil – je nach Titel liegt dieser zwischen 80 und 90% der verkauften Auflage – sowie der Komfort der morgendlichen Zustellung seien weitere wichtige Faktoren, die dafür sorgen, dass die heimischen Printmedien vergleichsweise gut dastehen.
Grünberger rechnet, dass die digitale Transformation hierzulande weiter zügig voranschreiten und das Nutzungsverhalten der Leser in Richtung digital beeinflussen wird: „ePaper sind für viele Leser eine gute Alternative, kuratierte Zeitungsinhalte digital zu nutzen. Das Serendipitäts-Prinzip geht dadurch – anders als bei vielen anderen digitalen Medien – nicht verloren und das wird von vielen Nutzern geschätzt. Ich denke, in den nächsten Jahren ist hier durchaus noch Wachstum möglich.”

Chancen mit Innovationen

Für den künftigen Erfolg sei es entscheidend, das erfolgreiche Abo-Modell aus dem Bereich Print auf digitale Produkte auszurollen sowie vor dem Hintergrund eines fragmentierten Werbegeschäfts neue Vertriebserlöse zu finden. Es werden aber auch andere Erlösmodelle, wie zum Beispiel das Lizenzgeschäft, zur Finanzierung des Journalismus beitragen müssen.

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