Kommentar ••• Von Dinko Fejzuli
RAHMENBEDINGUNGEN. Viele wollen eingeladen werden und die, die es dann sind, wollen ihn auch gewinnen – den berühmten Pitch eines Auftraggebers.
Doch kaum etwas anderes entzweit die Branche so sehr, wie die Art und Weise, in der solche Pitches ablaufen, und wie mit Agenturen, die teilnehmen und dann nicht gewinnen, am Ende des Tages umgegangen wird, denn für nicht Siegreiche stehen am Ende hohe Kosten und ein immenser Arbeitsaufwand, aber eben kein Auftrag. Ein Pitch kann u.U. bis zu 100.000 Euro Kosten für die Agentur verursachen, und oftmals zahlt der Auftraggeber den unterlegenen Agenturen nicht einmal ein sogenanntes Abstandshonorar.
Und unter anderem genau aus diesem Grund gibt es seit einiger Zeit eine sogenannte Quality Pitch Charta, die genau festlegt, wie Pitches aussehen sollten, damit Agenturen ruhigen Gewissens an ihnen teilnehmen können. Dort werden Fragen geregelt wie etwa: Wie viele Agenturen sind eingeladen (manche Auftraggeber laden bis zu zwanzig und mehr Agenturen ein), welche Qualität hat das Briefing, wie sieht es mit dem Agenturvertrag und einer Abschlagszahlung aus oder wie transparent sind die Bewertungsmodelle?
Und wenn all diese Fragen quasi Charta-konform beantwortet sind, wäre es ein Pitch, an dem man als Agentur teilnehmen kann.
Das mit dem Hemd und dem Rock
Ja, theoretisch. Praktisch kehren alle zehn Jahre globale wirtschaftliche Katastrophen wieder, die dem Agenturmarkt, der ja in der Regel aus wenigen großen und vielen, vielen kleinen Agenturen besteht, so zusetzen, dass man die selbst auferlegten Standards einfach vergessen muss, will man an auch irgendwelche Aufträge kommen.
Und genau das ist das Problem: So lange es Agenturen gibt, die sich wirtschaftlich gezwungen sehen, eigene Vorgaben zu missachten, um zu überleben, kann man so viele Qualitätsstandards einziehen wie man will, sie werden zahnlos bleiben – am Ende übrigens zum Schaden aller, der Agenturen, aber auch der Auftraggeber.