Positive Zukunftszeichen für die Branche setzen
© Florian Wieser
MARKETING & MEDIA Redaktion 19.08.2022

Positive Zukunftszeichen für die Branche setzen

Employer Brand Survey: Eine Mitgliederbefragung von IAA und FG Werbung der WKW dient als Kompass.

••• Von Petra Stückler

WIEN. Der Arbeitsmarkt ist im Umbruch: Digitalisierung und Pandemie haben auch die MarCom-Branche ordentlich durcheinandergewirbelt und die Bereitschaft zum Jobwechsel erhöht. Welche Auswirkungen und Bedeutung dies für die Agenturen und Firmen hat, will das Austrian Chapter der International Advertising Association (IAA) gemeinsam mit der Fachgruppe Werbung der Wirtschaftskammer Wien (WKW) durch Befragung ihrer Mitglieder mit dem Employer Brand Survey herausfinden.

medianet hat mit Kristin Hanusch-Linser, Vizepräsidentin der IAA, und Jürgen Bauer, Obmann der FG Werbung der WKW, über den Employer Brand Survey, die große Mitgliederumfrage, gesprochen.

 medianet: Was war der Auslöser, den ‚Employer Brand Survey' jetzt zu starten?
Kristin Hanusch-Linser: Unsere Branche war bisher immer eine Wachstumsbranche, und wir stellen jetzt fest, dass wir an den Rändern schrumpfen. Das ist interessanterweise – das wissen wir aus anderen Untersuchungen – nicht ­genuin auf schrumpfende Märkte zurückzuführen. Dieses Phänomen hat vielmehr intrinsische Gründe, die mit dem Fachkräftemangel zu tun haben. Es fehlen schlichtweg Kapazitäten, um neue Aufträge und steigende Anfrage abzuwickeln. Das ist ein Alarmzeichen, das man sehr ernst nehmen muss. Und das war auch der Grund, warum wir die Umfrage als IAA ins Leben gerufen haben.

Jürgen Bauer: Die Werbebranche war bisher immer eine, die einen guten Pool hatte. Jetzt sind wir in einer Situation angekommen, wie die IT-Branche sie hat. Die hatten das Problem, dass man nicht genügend Fachkräfte für die Auftragsvolumina bekommt immer schon, auch vor der Pandemie. Man muss dazu auch sagen: Die Werbebranche wird immer digitalisierter, und auch die Werbeformen verändern sich.

medianet:
Wie kam es zur Kooperation zwischen IAA und der FG Werbung der WKW, um dieses Projekt umzusetzen?
Hanusch-Linser: Die IAA ist auf die Fachgruppe Werbung der WKW zugegangen aus einem pragmatischen Grund: Weil wir eine überschneidende Zielgruppe haben und die Untersuchung auf ein größeres Fundament stellen wollten.

Es geht um reliable Daten, die wir brauchen, um auch belastbare Ergebnisse zu bekommen und gemeinsame Empfehlungen abzuleiten. Zudem wollten wir ein positives Zukunftszeichen setzen und Kollaboration auch als Lösungskompetenz vorleben. Statt Krisenfrust muss es auch wieder einmal Zukunftslust geben!

Bauer: Wir haben den absoluten ‚Need' für das Thema gesehen. Ich als Fachgruppenobmann war immer der Meinung, dass wir die Leute unterstützen müssen, die die Branche anführen. Das sind nun einmal die Unternehmerinnen und Unternehmer und von denen hören wir unisono: Das Fachkräfte-Thema ist auch in unserer Branche angekommen. Mit der Umfrage wollen wir Daten zur Verfügung stellen, die es den Unternehmen erleichtern, auf die aktuelle Situation zu reagieren.

medianet:
Wo liegen die konkreten Probleme in der Branche? Warum findet man so schwer Fachkräfte?
Bauer: Die Branche hat sich in den letzten zehn Jahren stark verändert. Wir suchen viele Spezialisten und Spezialistinnen im digitalen Bereich und die sind derzeit stark umworben, weil sie in sehr vielen Branchen gesucht werden.
Hanusch-Linser: Genau dieses beschriebene Phänomen trifft auf ein demografisches Phänomen, den Generationenwechsel. Die Babyboomer gehen jetzt langsam, aber sicher in Pension. Es kommen nicht genügend Millennials nach, und die Zoomer sind noch nicht ganz so weit. Wir treffen also auf eine Generation die ein wenig ‚Lost in Translation' ist und für die unsere Branche nicht mehr ganz so selbstverständlich attraktiv ist, wie wir es lange Zeit gewohnt waren. Was im Übrigen bei dieser Umfrage herausgearbeitet werden soll: ‚Warum ist das so und was können wir tun?'

medianet:
Gibt es schon Hinweise, worum es den Jungen geht?
Hanusch-Linser: Es geht heute viel mehr um Sinnhaftigkeit statt um Prestige. Neue Attraktoren kommen jetzt auf, zeichnen sich ab. Diese können wir jetzt noch nicht so recht erfassen und in unseren Businessmodellen abbilden. Wir arbeiten ja noch immer in sehr linearen Wertschöpfungsketten, in die diese neuen Attraktoren nicht so ganz reinpassen.
Bauer: Ich glaube, es ist wichtiger Bestandteil der Umfrage, herauszufinden, was sich die Generation erwartet, die jetzt in den Arbeitsmarkt eintritt oder schon da ist. Das ist unsere Aufgabe bei der Fachgruppe und auch mit der IAA, dass wir einen Leitfaden oder Fahrplan geben können. Und ich glaube, da werden viele ‚Aha-Effekte' im positiven Sinne kommen, an die gar kein Arbeitgeber oder keine Arbeitgeberin gedacht hätte, dass man sich mit so einer einfachen schlichten Maßnahme attraktiver gestalten kann.
Hanusch-Linser: Aktuell werden die Ergebnisse ausgewertet. Im September werden diese zusammen mit konkreten Empfehlungen für die Branche von der IAA gemeinsam mit der Fachgruppe präsentiert.

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