Prioritäten setzen, wär halt schon gut
MARKETING & MEDIA Redaktion 19.11.2021

Prioritäten setzen, wär halt schon gut

Während die Coronazahlen explodieren, schreiben manche lieber über nicht vorhandene Flüchtlinge.

Kommentar ••• Von Dinko Fejzuli

FANTASTILLIARDEN. Wenn man der polnischen Regierung etwas zugutehalten muss, dann, dass sie es perfekt beherrscht, die dortige Medienorgel nach Belieben zu bespielen und zu steuern.

Ein Anti-Homosexuellen-Slogan hier, ein Anti-Flüchtlings-Sager dort und hier noch schnell ein durch liberale Abtreibungs-Befürworter bedrohtes christliches Abendland, und die ­Wählerinnen und Wähler laufen ihnen zu ­Scharen zu.

Und während Polen zu den größten Netto-­Empfängern von EU-Geldern zählt, wird gleichzeitig gegen die Werte und Regeln der gleichen EU öffentlich regelrecht gehetzt.
Nun spricht der polnische Premier Mateusz Morawiecki in der deutschen Bild-Zeitung sogar von drohenden 50 Millionen (!) Flüchtlingen, die nach Europa einfallen könnten.
Zum Vergleich: Ganz Afghanistan hat 38 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner. Aber wen interessieren hier schon Details.
Das Problem an der Sache sind nicht so sehr solch unverantwortliche Äußerungen eines europäischen Spitzenpolitikers – diese Hetztiraden, Unwahrheiten und Verdrehungen von polnischen oder auch ungarischen Politikern kennen wir schon seit Jahren. Es ist das unreflektierte mediale, auch in österreichischen Massenmedien widergespiegelte Echo, das so eine Aussage hervorruft, und die Wirkung dieses Echos in der Bevölkerung.
Es verstellt den Blick für das Wesentliche. Aktuell etwa die vor allem in Österreich kippende Corona-Situation. Und selbst da wird in manchen Medien lieber von einer Rückkehr eines unter Korruptionsverdacht stehenden Ex-Kanzlers berichtet, als den verantwortlichen Politikern auf den Titelseiten die Folgen ihrer bisher folgenlosen Corona-Politik vor Augen zu führen.
Manche Medien tun es dann doch, und wie man sieht, scheint es etwa in Oberösterreich, dem heimischen Corona-Hotspot und Pferdeentwurmungs-Mekka, dann doch zu wirken und die Politik reagiert, wenn auch langsam, darauf.
Hoffentlich nicht zu langsam – falls das überhaupt noch möglich ist.

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