WIEN. Zum zweiten Mal trafen sich vier mit dem Titel „Marketer des Jahres” ausgezeichnete Persönlichkeiten beim IAA „4x4 Flip”, um in vier Gruppen mit jeweils vier weiteren Gästen vier Fragen zur Zukunft nach Covid-19 zu beantworten. Die Teilnehmer der zweiten Runde waren Manfred Gansterer (MdJ 2010), Martina Hörmer (MdJ 2008) und Jörg Pizzera (MdJ 2018) sowie IAA-Präsident Walter Zinggl (IP). Moderiert wurde der interaktive IAA-Hybridevent von IAA-Vizepräsidentin Kristin Hanusch-Linser (MdJ 2011). Für den Spätherbst 2020 ist eine dritte Runde geplant.
Home ist das neue Miteinander
In einem waren sich die Teilnehmer einig: Sicherheit, Abstand und Hygiene in jeder Hinsicht sind ein wesentlicher Mehrwert im gesellschaftlichen Miteinander, haben aber ihren Preis: Einsamkeit und fehlende zwischenmenschliche Interaktion – Stichwort Mental Health. Umgekehrt werden dafür Familie, Freunde, Beziehungen und das Zuhause zunehmend wichtig und zum Lebensmittelpunkt. Die Mittagszeit gewinnt an Wichtigkeit gegenüber dem Abend und das hat Auswirkungen auf alle Bereiche des Lebens und Arbeitens; dabei wird die Umwelt auf Umwegen zum Gewinner der Covid-19-Krise.
Mehr Entschleunigung gibt Zeit für Reflexion von Werten und Marken, lautete ein weiteres Learning aus dem IAA-Format „4x4 Flip”. Die persönliche Freiheit wurde als wichtiger Wert erkannt. Rückbesinnung auf das Wesentliche führt zu geändertem Konsumverhalten, der Fokus liegt nun vermehrt auf Qualität und Regionalität. Manfred Gansterer erzählt von seinen persönlichen Erfahrungen: „Ich bemerke an mir eine interessante Mischung aus entschleunigt und aktiv. Zufriedener mit kleinen Dingen, konzentriert auf das Wesentliche und deutlich digitalisierter als im Februar.”
Glaubwürdigkeit als Währung
Beziehungen in allen Bereichen werden zum Wettbewerbsvorteil. Glaubwürdigkeit von Unternehmen und Marken ist das Maß aller Dinge. Marken trennen sich in Sein und Schein, Werte stehen im Mittelpunkt: Versprechen alleine ist nicht genug, man muss Taten sprechen lassen. „Wir sehen gerade jetzt, dass nur reden nicht reicht, sondern machen zum Gebot wird”, erklärt Jörg Pizzera. „Gleichzeitig erkennen wir, dass manche Veränderungen oft einfacher, erreichbarer und auch effizienter sind, als wir gedacht haben.”
Ein weiteres Learning, das sich Unternehmen zu Herzen nehmen sollten, ist den Diskussionsteilnehmern zufolge, dass Marketingausgaben als Investitionen, die auch tatsächlich gewinnbringend sind, gesehen werden sollten und die Kommunikation von Konsumenten, Agenturen und Auftraggebern auf Augenhöhe stattfindet.
Investieren sollte aber auch die öffentliche Hand – in sinnvolle Kommunikation, in Programme, um dem Nachwuchs, vor allem den „Corona-Jahrgängen”, Zukunftsperspektiven zu eröffnen. Die Branchenvielfalt muss erhalten bleiben, daher sollten vor allem kleinere Agenturen gefördert werden. (red)