„Relevanz & Radikalität”: Der Name ist Programm
© CCA Christian Jobst
Andreas Spielvogel
MARKETING & MEDIA Redaktion 09.10.2020

„Relevanz & Radikalität”: Der Name ist Programm

Einreichrekord und Verleihung der anderen Art: Die CCA-Venus ist heuer in vielerlei Hinsicht etwas Besonderes.

••• Von Dinko Fejzuli

Der Creativ Club Aus­tria hat es trotz Covid-19-Pandemie, die alle Lebensbereiche betroffen hat, möglich gemacht: Um auch heuer wieder die besten Kreativarbeiten des Landes auszuzeichnen, bewerteten 142 Juroren 1.398 Arbeiten – doppelt so viele wie im Vorjahr, wo 690 ins Rennen um den wichtigsten Kreativpreis des Landes gingen. Und da eine wie sonst gewohnte Show nicht stattfinden konnte, wurde die heimische Kreativbranche in dieser Woche in einer Spezialsendung auf ORF III gefeiert.

Von 356 Arbeiten (2019: 246) im Finale wählte die Jury 23 Arbeiten aus, die mit einer goldenen CCA-Venus ausgezeichnet wurden. Den Titel „Kunde des Jahres” sicherte sich bereits das zweite Jahr in Folge die Erste Group/Erste Bank und Sparkasse.
Gleich fünf Mal konnte Jung von Matt/Donau die Jury mit exzellenter Kreativarbeit überzeugen. Die Auszeichnungen in Gold holte sich die Agentur mit ihrer Arbeit für Magenta Telekom in den Kategorien „Film-Craft” und „Musik & Sound Design” für die Kampagne „Magenta”; ebenfalls in „Musik & Sound Design” mit „Bubbles” für die Wochenzeitung Falter; in „Animation” mit „Hanna Bumblebee” für Erste Group; und in „Text” mit „Porzellan-Memes” für die Wiener Porzellanmanufaktur Augarten.
Alle Sieger finden Sie unter www.medianet.at.

Gold, Silber, Bronze

Neben den 23 goldenen Venus-Trophäen vergab der Creativ Club Austria 44 Veneres in Silber und 110 in Bronze.

Andreas Palfinger und das Team aus Katharina C. Herzog und David Leitner, alle Studenten der Universität für Angewandte Kunst Wien, konnten die CCA-Venus-Jury mit ihren Kreativarbeiten überzeugen und sicherten sich den Titel „Student of the Year”.
Als Partner der österreichischen Cannes Lions-Festivalrepräsentanz, der ORF-Enterprise, suchte der Creativ Club Austria heuer den besten Kreativnachwuchs des Landes in den Young-Lions-Kategorien „Digital” und „Film”.
Mit ihrer Arbeit „Auf diesen Lift-Selfies könnte Ihre Werbung stehen” für Schindler Aufzüge und Fahrtreppen setzte sich Alexander Sutter gemeinsam mit Martin Heraut in der Kategorie „Digital” durch. Marco Leiter und Niklas Siemens überzeugten mit „Disposable – My Coffee Cup TVC” für My Coffee Cup in der Kategorie „Film”. Die Sieger aus Österreich werden sich nächstes Jahr im Rahmen des Cannes Lions International Festival of Creativity bei der Young Lions Competition mit dem besten Kreativnachwuchs der Welt messen.
Aus Anlass der Verleihung bat medianet CCA-Präsident Andreas Spielvogel zum Interview.

 

medianet: Diese Woche wurden die CCA Awards 2020 verliehen – gänzlich unter Corona-Vorzeichen. Vieles musste neu gedacht werden. Wie ist es gelaufen und was war anders?
Andreas Spielvogel: Als wir im Herbst 2019 zum neuen Vorstand des CCA gewählt wurden und ich die Präsidentschaft des Clubs übernehmen durfte, hätte wohl keiner von uns gedacht, dass unser Programm unter dem Motto ‚Relevanz & Radikalität' dermaßen schlagend werden würde. Denn tatsächlich haben wir seither vieles verändert, neu gedacht, adaptiert oder erfunden. Dazu gehört wohl am meisten der heuer stattgefundene Venus-Wettbewerb, von dem wir zu Beginn von Corona nicht wussten, ob er heuer überhaupt stattfinden kann. In der Arbeitsgruppe mit Eva Oberdorfer, Thoma Rager und Georg Feichtinger haben wir gemeinsam mit Reini Schwarzinger nach Lösungen gesucht und schlussendlich eine – zur Freude aller – sehr erfolgreiche gefunden.

medianet:
Was musste alles neu gedacht werden?
Spielvogel: Das ist einfach erklärt: Wir haben Einreichen so einfach wie noch nie gemacht. Und so günstig wie noch nie – indem wir auf die Einreichgebühren heuer komplett verzichtet haben. Somit haben wir allen Agenturen quer durch unser Land die Möglichkeit geboten, trotz angespannter Lage beim wichtigsten Kreativbewerb Österreichs einreichen zu können. Zusätzlich haben wir – und auch das hat sich bewährt – die erste Juryrunde, die sog. Buchrunde, digital vorab ermöglicht, sodass am Jurytag selbst mehr Zeit zum Diskutieren der auszeichnungswürdigen Arbeiten blieb.

In der finalen Juryrunde, die per Zoom stattfand, haben wir heuer wieder auf die Abstimmung per Handzeichen gesetzt, sodass auch hier die Diskussion gefördert wurde. All das hat sich bewährt und auch heuer ein großartiges Ergebnis für die heimische Kreativbranche im Rahmen des CCA-Venus Awards sicherstellen können.


medianet:
Welche Auswirkung hatte das Verzichten auf die Einreichgebühren in Bezug auf die Einreichungen gehabt?
Spielvogel: Hier können wir drei klare Auswirkungen feststellen. Erstens: Wir haben einen Einreichrekord, der bei knapp 1.400 Arbeiten liegt – ein Hoch, das wir schon vielen Jahre nicht mehr erlebt haben. Zweitens: Die Einreichungen aus den Bundesländern haben massiv zugenommen, hier haben wir offensichtlich einen Nerv getroffen. Das Schöne: Einige der begehrten Statuen in Gold, Silber und Bronze gehen heuer zu unseren Kolleginnen und Kollegen aufs Land – das freut uns, wie wir so noch besser ganz Österreich als Club eine Bühne für Kreativität geben. Und genau das ist unser Auftrag als CCA. Drittens: Wir müssen uns damit beschäftigen, ob das kostenlose Einreichen eine Spielvariante ist, die gekommen ist, um zu bleiben. Wir müssen aber zugleich darüber nachdenken, zumindest eine geringe Fee als Handlinggebühr einzuführen.

medianet:
Und anders als in den Vorjahren gab es merklich mehr Einreichungen aus den Bundesländern – worauf führen Sie das zurück?
Spielvogel: Mit Sicherheit war es das kostenlose Einreichen, das hier für mehr Attraktivität und eine gewisse Barrierefreiheit gesorgt hat. Es zahlt sich aber auch aus, dass der Club in der Region aktiv ist und hier mit Reini Schwarzinger, mit Goran Golik und mit Bernhard Grafl als Botschafter des CCA in der Region vor Ort für die Teilnahme am Bewerb, aber auch für neue Mitgliedschaften wirbt. Wir wollen schließlich ein Club für Österreich sein. Diese Aktivität gelingt uns immer besser und zeigt Früchte.

medianet:
Abseits der Gold-Arbeiten – wie würden Sie die Qualität der Silber- und Bronze-Arbeiten beurteilen?
Spielvogel: Nicht nur die Menge der Einreichungen hat uns überrascht, auch die Qualität. Wir haben tatsächlich Ausgezeichnetes, das wir heuer mit Edelmetall belehnen dürfen. In einigen Kategorien war es sehr, sehr knapp, manche Silberne scheiterte nur an einer einzigen Stimme. Aber so sind die Regeln. Aber gerade dort, wo es keine goldene Venus gibt, dürfen sich die Silbergewinner besonders geehrt fühlen. Und auch Bronze hat heuer wieder tolle Qualität.

medianet:
Die Qualität der ausgezeichneten Arbeiten hängt auch mit der Besetzung der Jury zusammen. Wie würden Sie die Qualifikation der Jurymitglieder beurteilen?
Spielvogel: Dieser Punkt ist tatsächlich auch im Club umstritten – wir haben aber auch das mit unserem Antritt vorab avisiert und eingehalten: Bevorzugt haben wir Mitglieder in die Jury berufen, die in den vergangenen Jahren eine Venus gewonnen haben und damit der zeitgemäßen Kreativität besonders nahestehen. Das heißt aber nicht, dass wir nicht auch Mitglieder in die Jury geholt haben, die diesem Kriterium nicht entsprochen haben. Hier haben wir bewusst auf erfahrene Members zurückgegriffen, von denen man weiß, dass sie sich nach vorn gerichtet und aktiv in Diskussionen begeben und somit wertvoll für den kreativen Diskurs in einer Jury sind. Dazu kommen junge Gastjuroren, die bei anderen Awards aufgezeigt haben und die wir eingeladen haben, sich einzubringen und mit uns zu diskutieren. Das alles hat für viel Ausgewogenheit, aber auch intensive Diskussionen gesorgt, weshalb auch hier die eine oder andere Jury bis in die späten Nachstunden aktiv war.

medianet:
Wie war die Qualität der Einreichungen?
Spielvogel: Den ‚Faustschen Moment' also den Augenblick absoluter Zufriedenheit gibt es bei mir nicht. Aber wir können uns mit dem Ergebnis absolut sehen lassen und brauchen den internationalen Vergleich nicht zu scheuen.

medianet:
Der Event fand heuer quasi rein digital statt. Wird man einiges künftig beibehalten?
Spielvogel: Davon ausgehend, dass wir nächstes Jahr einen runden Geburtstag mit dem Club feiern, hoffe ich, dass wir dieses Jubiläum live und miteinander wieder an einer festlichen Location feiern dürfen. Aber für den Fall, dass dem nicht so ist, haben wir – dank unserer Partner und Sponsoren – heuer ein Konzept entwickelt, das in dieser Form als Blaupause dienen könnte.

medianet: Was würden Sie an der heurigen Jury ändern, wenn Sie es könnten?
Spielvogel: Nichts – ich denke, wir haben als Vorstand aus Erfahrung, aber auch intuitiv viel richtig gemacht und im Sonne der heimischen Kreativbranche agiert. Über den Wegfall oder die Neuschaffung von Kategorien darf man immer nachdenken. Und das soll man auch. Und das werden wir auch. Wir würden uns aber sehr freuen, wenn die Partnerschaft mit der Strategie Austria, mit der wir ja die neue Kategorie ‚Creative Strategy' als die Idee vor der Idee initiiert und realisiert haben, auch 2021 weitergeht. Ich bedanke mich bei Jana Wiedemann von Strategie Austria für ihre Bereitschaft, sich hier aktiv einzubringen und auch den Vorsitz für diese Kategorie übernommen zu haben. So wie ich mich bei allen Vorsitzenden und Jurymitgliedern bedanke, die hier für die Branche viel Zeit, Wissen, Diskussionsbereitschaft, aber auch Entscheidungsstärke investiert haben. Apropos Investment: Ich danke auch allen Sponsoren, denn ohne sie gäbe es heuer keine CCA-Venus.

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