Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider
RISIKO. Europa dürfe sich nicht von China und den USA ins Eck treiben lassen, heißt es. Im Rennen um Innovationen in alternativer Energieproduktion und -versorgung, die Digitalisierung in allen Bereichen des Alltags, die rasante Weiterentwicklung von Anwendungen Künstlicher Intelligenz, kurz: um jegliche Zukunftstechnologien, hinkt Europa hinterher. „Der Kampf um die technologische Vormachtstellung ist zu einem entscheidenden Bestandteil in der Auseinandersetzung um die Suprematie geworden”, schrieb Hannes Androsch im Herbst 2022 in einem Essay für den trend – und zitierte die Mängelsektoren Mikroelektronik, lernende Algorithmen, Quantencomputerisierung, Mikrobiologie, Bioökonomie, Neurowissenschaften und, und, und … Der Industrielle und Ex-Finanzminister propagiert seit vielen Jahren die Bedeutung von Bildung für die Aufrechterhaltung der österreichischen Wettbewerbsfähigkeit.
Allerdings ist, lesen Sie nach auf Seite 7 dieser Ausgabe, auch in Österreich eine gehörige Portion Exzellenz in Forschung und Entwicklung vorhanden. Man muss nur nachschauen. Und es braucht Kapital. Was nützen die bahnbrechendsten Forschungsergebnisse, wenn das Experiment mit der Publikation in einem Fachmagazin beendet wird? Wenn das Projekt aus Geldmangel nicht fortgeführt, die Umsetzung in praktische Anwendungsmöglichkeiten nicht finanziert wird. Wenn potenzielle Unicorns mit viel Bildungskapital, Gehirnschmalz und Innovationskraft aufgebaut – und verkauft werden, bevor noch eine Businessstrategie entworfen ist. Weil die ersten harten Jahre Geld kosten und keines bringen. Manch global agierende Plattform schreibt bis heute keine Gewinne, dominiert aber dennoch ihren Anwendungssektor.
Die Risikokapitalgeber halten sich mit ihren Investments seit dem zweiten Halbjahr 2022 merklich zurück. Das Wirtschaftsministerium kontert zur Start-up-Finanzierung jetzt mit einem neuen Risikokapitalfonds in einer Höhe von bis zu 72 Mio. Euro – ein Anfang.