Kommentar ••• Von Dinko Fejzuli
SCHEINHEILIGKEIT. Eine Monarchie und nahezu 50 Bundesregierungen, darunter jene unter Dollfuß und Schuschnigg, hat die bis letzte Woche älteste noch erscheinende Tageszeitung der Welt, die Wiener Zeitung, überlebt – doch die erste Koalition unter grüner Beteiligung hat sie gekillt.
Unwahrheiten und Scheinheiligkeiten
Um das Ende möglichst „sachlich” zu argumentieren, wurde seitens der Bundesregierung mit irreführenden, nämlich zu niedrigen, weil nur Print-Leserzahlen hantiert, und als das Ende klar war, sicherte die zuständige Medienministerin sogar noch zu, dass keine Arbeitsplätze verloren gehen würden, sondern dass die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im neuen Nachfolge-Konstrukt der Wiener Zeitung ein Job-Angebot bekommen würden.
Wie sich nun herausstellt, war dieses Versprechen schlicht und einfach unwahr.
Dutzende hochqualifizierte Journalistinnen und Journalisten, andere Mitarbeiter und nun auch jene der vom Ende der Wiener Zeitung auch betroffenen Druckerei verlieren jetzt ihren Job.
So viel zur Glaubwürdigkeit von in diesem Fall
Politikerinnenversprechen.
Doch nicht nur das: Während die Printzeitung eingestellt wird, wandert die „Wiener Zeitung neu” auf TikTok ab. Sie wissen schon: Dieser chinesische Social Media-Kanal, von dem niemand wirklich weiß, wer wie die Fäden zieht, weshalb es auch heimischen Beamten verboten ist, TikTok auf ihren Diensthandys zu installieren – aus Sicherheitsgründen.
Genau dort ist jetzt auch die Wiener Zeitung digital unterwegs. Und was macht sie dort? Sie erklärt – kein Witz – jungen Menschen indirekt, dass Print eh unwichtig ist. Also quasi eh tot.
In Zeiten, in denen Google, Facebook & Co. heimische Print-Medien existenziell bedrohen, finanziert der Staat also mit unserem Steuergeld eine Imagekampagne auf TikTok gegen die heimische Printbranche – muss man da jetzt Danke sagen?