Schreckgespenst Zentralredaktion
MARKETING & MEDIA Dinko Fejzuli 25.08.2017

Schreckgespenst Zentralredaktion

Das Ende von Doppelgleisigkeiten oder der ­Beginn des journalistischen Einheitsbreis.

Kommentar ••• Von Dinko Fejzuli

WUNDERTÜTE. De facto seit Beginn der 2000er, mit dem Platzen der Dotcom-Blase und mit einem noch größeren Schwung im Zuge der Wirtschafts- und Finanzkrise ab Ende 2008/Anfang 2009 beschäftigen sich Verlage wegen sinkender Werbeerlöse und schwindender Auflagenzahlen mit der Frage, wie und wo sinnvoll eingespart werden kann, ohne die eigene Existenzberechtigung nicht gleich mit wegzurationalisieren.

In Gesprächen mit Kolleginnen und Kollegen, die noch deutlich länger als ich im Geschäft sind, höre ich immer etwas von den angeblich „goldenen Zeiten”. Dazu gehörten wohl auch viele Doppelgleisigkeiten, die man sich vor allem bei Verlagen mit vielen regionalen Titeln dank sprudelnder Einnahmen leisten konnte und wollte – Dinge wie nationale oder internationale Politik, geschrieben von der Redaktion in der Region.
Diese Zeiten sind wohl längst vorbei. Dank ausgedünnter Redaktionen auf allen Ebenen bedient man sich hier eher nationaler und internationaler Nachrichtenquellen, als sie selbst zu schreiben. Eine Folge dieser Entwicklung sind sogenannte Zentralredaktionen, die, innerhalb eines Verlagshauses angesiedelt, die regionalen Schwestern mit nationalen News versorgen.
Aktuell zieht die Mediengruppe Tamedia, die in Österreich an der Gratiszeitung Heute beteiligt ist, die überregionale Berichterstattung zentral zusammen. DuMont, Funke oder die Madsack Mediengruppe machen das schon lang. In Österreich ist es die RMA, die so Synergien schafft. So weit, so gut.

Duplizierte Meinungselemente

Aus demokratiepolitischer und journalistischer Sicht ist es natürlich alles andere als erfreulich, wenn in zehn Regionalausgaben zehn Mal das exakt Gleiche steht – schlimm wird es meiner Ansicht nach, wenn dann auch noch Meinungselemente, ein Mal geschrieben, für alle Regionalausgaben verwendet werden. Und eines ist natürlich auch klar: Bei Madsack versorgt etwa eine Redaktion 30 Ausgaben; ein Fehler wird dementsprechend auch 30 Mal abgedruckt ...

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