••• Von Nadja Riahi
Gib’ mir dein Smartphone und ich sag’ dir, was für ein Mensch du bist. Laut dem 13. Mobile Marketing Association (MMA) Communications Report besitzen 97% der Österreicher ein Smartphone. Zu den wichtigsten Handy-Funktionen der Österreicher zählen das Telefonieren (82%), Instant Messaging (64%) und Fotografieren (61%). Auf dem vierten Platz liegt das Surfen im Internet mit 54%. medianet bat Gerald Smech, Präsident der MMA, und Josef Mantl, Vizepräsident der MMA, zum Gespräch.
„Wir decken als MMA die komplette Mobile-Wertschöpfungskette ab: Von den Mobilen Seiten, über Apps bis zum Mobile Marketing. Oft ist es so, dass ein KMU eine neue Website erstellt und nur die Desktop-Version im Sinn hat, das Mobile Design wird jedoch ausgelassen”, erklärt Smech.
„Gleichzeitig sehen wir aber, dass der Großteil der Internetnutzer seine Online-Aktivitäten auf das Smartphone verlegt hat. Wir wollen hier Aufklärungsarbeit leisten und KMU dabei unterstützen, ihre Seiten mobil aufzubauen. Das zweite Thema, das für uns wichtig ist, ist die Nutzung von Werbung am Handy. Wir unterstützen Unternehmen dabei, mit ihrer Marke präsent zu sein, und helfen ihnen, die für sie geeignete Variante zu finden”, sagt Smech weiter. In Österreich sei dieser Trend zum „Mobilen” bei vielen Unternehmen noch nicht ganz angekommen, obwohl nur 28% der Österreicher angeben, dass sie mehrere Tage ohne ihr Smartphone auskommen würden.
„Auf der einen Seite nutzt jeder das Handy, auf der anderen Seite stellen nicht alle Unternehmen Dienste für das Handy bereit. Es wird noch sehr viel am Desktop gemacht”, sagt Smech. „Und da kommen wir ins Spiel”, erzählt Mantl. „Wir organisieren auf der einen Seite Veranstaltungen wie die Mobile Round Tables oder Moving Forward Masterclasses; auf der anderen Seite treten wir auch direkt an die Unternehmen heran und überlegen uns gemeinsam mit den Entscheidungsträgern individuelle Lösungen für die Produkte oder Dienstleistungen.” Der MMA Communications Report von 2019 liefert Informationen über das Smartphone Nutzer-Verhalten.
Ein großes Datenvolumen
Österreich habe eine sehr starke Smartphone-Durchdringung; im Vergleich zu anderen Ländern seien hier auch die Tarife nicht so hoch, so Mantl. Dies spiegelt auch der Communications Report wider: 81% der Befragten mit Vertrag haben auf ihrem Haupthandy ein Datenpaket aktiviert, wobei die relative Mehrheit mehr als fünf und bis zu zehn GB inkludiert hat. Insgesamt sind die inkludierten GB im Vergleich zum Vorjahr weiter gestiegen.
„Unser Communications Report entsteht gemeinsam mit der MindTake Research einem renommierten Umfrageinstitut. Neben den allgemeinen Fragen legen wir auch jedes Jahr Fokus-Themen fest. Eine spannende Entwicklung in den letzten Jahren ist das Thema QR-Codes. Viele Werbetreibende haben versucht, die Codes für sich zu nutzen, was nur mäßig funktioniert hat. Mittlerweile haben aber Smartphone-Hersteller die Kamerasoftwares so programmiert, dass sie sofort die QR-Codes als solche erkennen. Dadurch können User zum Beispiel schnell auf eine Website zugreifen”, erklärt Smech. „Diese neuen Technologien sind besonders für KMU eine Herausforderung. Mit am wichtigsten ist es, dass die Usability passt. Solche Entwicklungen gehen nicht von heute auf morgen, diese Dinge müssen Schritt für Schritt digitalisiert werden. Zuerst baue ich einen Prototypen, teste die Anwendung und verbessere im Zuge dessen die Usability”, sagt Smech und setzt fort: „Wenn ich neue Technologien einsetze, kann ich nicht nur die alten Prozesse kopieren, sondern ich muss neue Prozesse einführen.”
Nicht nur privat, sondern auch in der Arbeitswelt sei das Smartphone mittlerweile sehr wichtig. „Durch das Handy werden Kommunikationsprozesse auch auf der unternehmerischen Ebene professionalisiert. Eine schnelle Info über WhatsApp, die Kontaktaufnahme per Facebook Messenger oder das Vernetzen bei LinkedIn: Durch diese Schnelllebigkeit erwarten wir einen sofortigen Informationsfluss. Sich einfach auszuklinken funktioniert nicht mehr”, sagt Mantl. Die Geschwindigkeit ist auch für die Kunden ein großes Thema. „Wenn eine Website zu langsam lädt, eine App abstürzt oder ein Video hängt, dann ist es für Konsumenten ein Leichtes, auf eine andere Applikation oder Seite umzusteigen. Grundsätzlich sollte eine Website eine Ladezeit von unter zwei Sekunden haben, bei manchen Unternehmenswebsiten liegt die Ladezeit bei bis zu zehn Sekunden. In einem solchen Fall sind die Kunden gleich weg”, sagt Smech.
„Eine Website muss so gebaut sein, dass Kunden am Smartphone schnell und ohne Störfaktoren unterwegs sein können”, so Smech weiter. Apropos Störfaktoren: Dem MMA Communication Report 2019 zufolge sind die Top drei unter den Störfaktoren bei der mobilen Internetnutzung: „zu kleiner Bildschirm” (30%), „Internetseiten sind nicht für das Handy optimiert” (28%) und „lange Ladezeiten” (21%). Auf die Frage, wie die MMA die Nutzung von Social Media in Österreich einschätzt, antwortet Mantl: „Ich glaube, dass Social Media eine große Rolle spielt. Facebook hat immer noch eine ungebrochene Leadership-Rolle; dort werden Veranstaltungen angelegt und Content gepostet. Es ist eine Mischung aus Business und Privat. Instagram ist bei der jüngeren Zielgruppe besonders beliebt, hat aber einen privateren Touch.”
Chancen für KMU
„Ein Unternehmen muss sich dann genau überlegen, was die Message ist, die transportiert werden soll, und welches Soziale Netzwerk diese Message am besten transportiert”, sagt Smech. „Für KMU bietet Social Media eine Chance. Dank den guten Smartphone-Kameras können Fotos und Videos erstellt, bearbeitet und auf den unterschiedlichen Netzwerken gepostet werden”, so Smech weiter.
Die Mobile Marketing Association Austria möchte heimischen KMU aufzeigen, welche Möglichkeiten der mobilen Nutzung es gibt und welche Chancen und Herausforderungen die neuen Technologien mit sich bringen. „Wir sind eine Go-to-Börse für alle mobilen Fragen”, sagen Präsident und Vizepräsident abschließend.