••• Von Sascha Harold
WIEN. Der österreichische Werbemarkt macht, wie die Wirtschaft insgesamt, keine rosigen Zeiten durch. Vieles ist derzeit im Umbruch, das wissen auch Ronald Hochmayer und Bernhard Redl, die beiden Managing Partner von Mediaplus Austria. Bereits zum zweiten Mal in Folge konnte sich die Agentur bei den xpert.awards in der Kategorie Mediaagenturen ganz vorne durchsetzen. Die beiden Geschäftsführer erläutern im Gespräch, wie sie mit den unsicheren Zeiten umgehen und warum Marketing ohne wirtschaftliches Fundament nutzlos ist.
medianet: Den Erfolg aus dem Vorjahr bestätigt – wie fühlt sich das an?
Ronald Hochmayer: Ich glaube, dass bei uns allen gerade die Sehnsucht nach Momenten der Freude besonders groß ist. Deshalb macht uns der erste Platz beim xpert.award 2022 ganz besonders glücklich und stolz. Und am meisten freuen wir uns für unser Team und unsere vielen neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, weil das ihr Preis und ihre Auszeichnung ist. Dass Kunden unsere Arbeit positiv bewerten, ist eine Leistung, die unser Team vollbracht hat.
medianet: Was hat Mediaplus im letzten Jahr richtig gemacht?
Bernhard Redl: Wir haben bei allen Veränderungen immer versucht, das Positive in den Mittelpunkt zu rücken. Den neuen Anforderungen an die Arbeitswelt sind wir mit mehr Flexibilität für die Mitarbeiter begegnet, ohne dass dabei die Bindung zum Unternehmen verloren gegangen ist. Darüber hinaus haben wir neue digitale Arbeitsabläufe und Kommunikationsprozesse etabliert – das reicht vom digitalen Morgenkaffee, über das Arbeiten in cloudbasierten Sharepoint Hubs bis zur vollautomatisierten Rechnungslegung. Es war auch ganz wichtig, dass wir unsere Kundenbeziehungen und unser Leistungsportfolio auf den Prüfstand gestellt und an die neuen Bedürfnisse und Gegebenheiten angepasst haben. Da ist unglaublich viel passiert im letzten Jahr.
medianet: Wie hat sich der Werbemarkt nach dem covid-bedingten Einbruch entwickelt?
Redl: Es gab sehr unterschiedliche Signale und Reaktionen unserer Kunden und Medienpartner. Manche sind schneller aus den Startblöcken gekommen und haben versucht, mit Marketingmaßnahmen Marktanteile zu gewinnen, andere waren etwas vorsichtiger. Jede Krise stellt auch bewährte Muster infrage, daher war unsere Beratungsleistung stark nachgefragt. Wir haben im letzten Jahr mehr Workshops, Deep Dives und Inspiration Sessions mit unseren Kunden gemacht als je zuvor.
medianet: Hat sich rückblickend durch die Pandemie Grundlegendes geändert?
Hochmayer: Man soll mit Superlativen immer vorsichtig umgehen, aber der Umbruch ist in vielen Bereichen wirklich gewaltig. Mobilität, Einkaufsverhalten, Mediennutzungsmuster und auch Werthaltungen haben sich signifikant verschoben. Ich glaube, das beobachtet und spürt auch jeder in seiner eigenen kleinen Welt. Die Erwartungshaltung an Unternehmen und Marken hat sich verändert. Marken werden noch stärker von dem Kundenerlebnis auf allen Kontaktpunkten geprägt als von klassischer Kommunikation.
medianet: Welche Neukunden konnten Sie 2021 gewinnen?
Hochmayer: Wir haben mit BMW, Eckes-Granini, Vapiano, Egger Bier, Prefa, Forstinger, Neuroth, Burgenland Tourismus, Delidip, reformstark Martin und vielen weiteren mittelständischen Unternehmen neue starke, strahlende Marken gewonnen.
medianet: Auf welche Projekte sind Sie besonders stolz?
Redl: Mir ist es ein echtes Anliegen das Thema ‚Nachhaltige Media' im österreichischen Markt zu etablieren. Uns ist es im letzten Jahr gelungen, gemeinsam mit vielen Marktteilnehmern die Initiative ‚Green GRP' ins Leben zu rufen. Erstmals haben Werbetreibende die Möglichkeit, den CO2-Fußabdruck ihrer Kommunikationsaktivitäten zu überprüfen und gegebenenfalls zu kompensieren. Es freut mich, dass viele Medienpartner die Initiative unterstützen und der Weg zum klimaneutralen Mediaplan jetzt für alle Werbetreibenden möglich ist. Schön war auch, dass wir im letzten Jahr bei vielen Awards Grund zum Feiern hatten. Das macht gute Stimmung und ist ein Beweis dafür, dass unsere Investitionen in unsere Innovationskraft Früchte tragen.
medianet: Welche Trends und Entwicklungen werden Media darüber hinaus heuer prägen?
Hochmayer:Was mich persönlich seit Jahren begleitet und begeistert, sind die Widersprüche, die wir alle leben und aushalten müssen. BMW-Fahrer, die grün wählen oder IT-Nerds, die den Falter lesen – den prototypischen Lebensstil gibt es nicht mehr. Ich glaube, dass diese Spannungsfelder in der Post-Corona-Zeit noch größer werden. Für die Mediaplanung wird es wichtiger werden, Zielgruppen und Audiences nach ihren Werten und ihrem messbaren Verhalten zu differenzieren als nach soziodemo- oder psychografischen Variablen. Wir haben mit unserem ‚Value Planning-Ansatz' auch die richtige Antwort dafür.
medianet: Pandemie, Krieg in der Ukraine – Krisen, wohin man blickt … Was bedeutet das für Ihre Arbeit?
Hochmayer: Die Brutto-Umsätze der gesamten österreichischen Werbebranche waren im letzten Jahr geringer als der Gewinn der OMV. Vielleicht sollten wir uns manchmal nicht so wichtig nehmen. Und vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse stellt sich diese Frage dann wahrscheinlich noch öfter. Marketing kann viel bewirken, aber ohne wirtschaftliches Fundament ist es bedeutungslos.
medianet: Welche Dinge stehen heuer noch auf dem Plan?
Redl: Wir wollen unsere digitale Exzellenz und Datenkompetenz weiter ausbauen. Mit MP Realtime etablieren wir eine programmatische Marketinglösung, die datenbasierte Mediaausspielung, Business Intelligence und Kreationsleistung verbindet und in Echtzeit ausspielt. Auch soll unser Produkt- und Servicekatalog noch größer werden. An vielen Schnittstellen können wir unseren Kunden wertvolle Hilfestellungen geben, die wir aktuell zu wenig ins Rampenlicht stellen. Die größte und wichtigste Aufgabenstellung ist aber, die Arbeitsfreude und Innovationskraft unserer Mitarbeiter weiter zu fördern und den Zusammenhalt auf dem hohen Niveau zu halten. Dann gewinnen wir vielleicht nächstes Jahr wieder!
Zur medianet X night 2022 TV-Show: https://tv.medianet.at/video/xnight-22-die-besten-agenturen-osterreichs