Selbstverständlich sind das Medien
MARKETING & MEDIA Redaktion 08.06.2018

Selbstverständlich sind das Medien

Ein österreichisches Urteil nach einer Puls 4-Klage zu YouTube könnte weltweite Folgen haben.

Kommentar ••• Von Dinko Fejzuli

WEGWEISEND. Man kann es nicht hoch genug schätzen, was da möglicherweise diese Woche am Handelsgericht Wien passiert ist; und auch wenn es „nur” erstinstanzlich und nicht rechtskräftig ist, aber: Es ist das erste Urteil dieser Art, erstritten gegen YouTube von Puls 4, welches klipp und klar besagt, dass YouTube sehr wohl für von seinen Usern durch das Hochladen urheberrechtlich geschützter Inhalte verantwortlich ist und für diese Rechteverletzung haftet.

Hatespeech, Fake News & Vernaderung

Bisher hatte sich YouTube – wie übrigens auch Facebook und andere digitale Dienste ähnlicher Machart – darauf berufen, lediglich die Infrastruktur bereitzustellen und für den dann dort hochgeladenen Inhalt nichts zu können.

Mit dieser Einstellung bereiteten sie über viele Jahre den Boden für die mittlerweile in ihren Netzwerken omnipräsente und gesellschaftszerstörende Hetze, Hatespeech, Fake News, straflose Vernaderung, Bloßstellung und an den Prangerstellen von Usern und taten dabei stets so, als könnten sie nichts dagegen machen; schließlich sei man kein Medium und habe damit keinen Einfluss auf den verbreiteten Inhalt, so die immer gleichen Argumente.

Sie zensurieren, editieren und ordnen

Diese Haltung war und ist nichts anderes als eine dreiste Lüge, denn selbstverständlich kann und tut Facebook genau das. Bei einem nackten Busen wird zensuriert, und Inhalte werden editiert und geordnet – alles Dinge, die auch Medien tun.

Noch schlimmer: Nicht nur, dass sie bestimmen, was wir als User sehen, sie bestimmen auch, was wir nicht sehen, und so entstehen am Ende für den User diese virtuellen Welten, in denen sie nur mehr das zu sehen bekommen, was ihrer eigenen Wertvorstellung entspricht, denn dann interagieren sie am meisten. Und genau das will etwa YouTube und Facebook – die Aufmerksamkeit der User, denn da lässt sich Werbung am besten verkaufen. Unbeliebter oder unbequemer Content stört da nur.

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL