••• Von Elisabeth Schmoller-Schmidbauer/Dinko Fejzuli
Die APA – Austria Presse Agentur ist mittlerweile zweifellos eine der führenden heimischen Akteurinnen bei der Entwicklung und Anwendung von Künstlicher Intelligenz in der Medien- und Kommunikationsbranche. Durch ihre Investitionen in neue Technologien und das Vorantreiben entsprechender Forschungsprojekte trägt sie zur Weiterentwicklung und Digitalisierung der gesamten Branche bei.
Im „PR-Desk”, etwa in der auf Kommunikationsdienstleistungen spezialisierten APA-Comm, ist KI längst integrativer Bestandteil. So bietet der APA-Text-Assistent Userinnen und Usern eine automatisierte Text-optimierung, Umformulierung für unterschiedliche Zielgruppen, Textzusammenfassungen, Lektorat oder SEO-Generierung. Und das KI-Feature Speech-to-Text erfüllt sämtliche Anforderungen bei der Umwandlung von Sprache in Text. Dazu zählen automatisierte Live-Transkription, Unterstützung mehrerer Sprachen, Anpassung an branchenspezifische Begriffe oder österreichische Dialekterkennung.
Crossmediale Recherche
APA-Comm betreibt auch die größte Mediendatenbank Österreichs und versorgt zahlreiche Kundinnen und Kunden laufend mit aktueller Medienbeobachtung. Seit vergangenem Jahr steht PR- und Kommunikationsverantwortlichen im PR-Desk das neue News-Modul zur Verfügung, das eine crossmediale sowie themenbasierte Recherche und ein professionelles Monitoring erlaubt. Sowohl APA-Basisdienstmeldungen, Live-Inhalte, Bilder, Grafiken, Videos, Online-Inhalte, Tageszeitungen, Radio- und TV-Transkripte als auch Social Media-Beiträge können im News-Modul durchsucht werden. Relevante und schnelle Suchergebnisse der Recherche sind essenziell. Auch dabei wird künftig KI eine große Rolle spielen – seit bereits zwei Jahren arbeitet die APA an einem völlig neuen, vektorenbasierten, semantischen Recherchetool, das noch im ersten Halbjahr 2025 in einzelnen Anwendungen zum Einsatz kommen und die Art der Suche nach Informationen – ob im Medien oder Kommunikationsbereich – revolutionieren wird, wie Klemens Ganner, Chief Operating Officer der APA, erzählt: „Das Innovative daran ist, dass das System versteht, was ich will und mir noch passendere Ergebnisse für meine Recherche präsentiert. Das wird also ein Quantensprung in der Qualität der Ergebnisse sein.”
Bei einer semantischen Suche wird nach Bedeutungen und Zusammenhängen gesucht, nicht nach einzelnen Worten. Damit das gelingt, werden in alle Texte der APA-Datenbank Vektoren eingebettet, die für bestimmte Inhalte und Bedeutungen stehen. „Ein Vektor ist eine mathematische Abbildung dessen, was im Text steht”, erklärt Ganner. „Aus der Schule kennen wir ja Vektoren mit drei Dimensionen (x,y und z) – hier sprechen wir über Hunderte bis Tausende Dimensionen. Suche ich zum Beispiel nach einer ‚Bad Bank', weiß die semantische Suche, dass ein Finanzinstitut gemeint ist und findet entsprechende Texte aus dem Finanzbereich (und liefert keine Treffer über eine Sitzbank in Bad Leonhard). Und das funktioniert auch mit Bildern und Fotos.” Die Basis für die Vektorisierung ist ein KI-Modell, das mit den Inhalten des APA-Basisdienst trainiert wurde, wo immerhin rund 400 Meldungen pro Tag eingehen. Der verifizierte und kontrollierte Datenstamm sorgt für sichere und valide Ergebnisse. Ganner nennt als Beispiel regionale Inhalte: „Wenn ich nach einem Bundeskanzler suche, ist klar, dass ich den österreichischen Kanzler meine und nicht den deutschen.” Das ist vor allem in der schnellen Nachrichtenbranche ein enormer Vorteil.
Und doch ist der Medien- und Kommunikationsbereich nicht die einzige Zielgruppe, denn das System kann auch auf andere Themen- und Anwendungsbereiche zugeschnitten werden. „Im Grunde kann auch völlig anderes Grundlagenmaterial für die Vektoren, im Fachjargon ‚Embeddings' genannt, verwendet werden, wie beispielsweise für einen Helpdesk bei einem Telekomunternehmen oder für das Beschwerdemanagement einer Versicherung”, so Ganner.
Wichtig: Kontrolle
Um die eigenen Daten nicht aus der Hand zu geben, wird die Vektorisierung der Datenbank bei der APA von einem OpenSource-Embedding-Modell vorgenommen, das Inhouse trainiert wird und auf den eigenen Rechnern läuft. Das Ziel ist es, im Sinne der „APA Trusted AI”-Strategie eine möglichst hohe Kontrolle bei der Entwicklung und Anwendung von KI-Tools zu haben. „Es war uns wichtig, dass Programme und Daten bei uns bleiben, weil man nie weiß, was extern mit unseren Daten passiert”, so Ganner.
Nächster Schritt …
Derzeit beschränkt sich die KI-gestützte semantische Suche der APA noch darauf, die besten Suchergebnisse zu präsentieren. In einem nächsten Schritt soll mithilfe von AI der Inhalt der Ergebnisse in Form gebracht und die wichtigsten Aspekte der Suche aufbereitet und dargestellt werden. „Denn in Wirklichkeit möchte ich ja, dass mir das System auch angibt, was in den Artikeln drinnensteht oder aufzeigt, wie sich eine gesamte Story im Zeitverlauf entwickelt hat”, so Ganner. „Noch ist das sehr, sehr heikel.” Denn das System darf nichts generieren, was nicht stimmt, und die Ergebnisse dürfen keinen Bias enthalten. „Der Outcome muss faktenbasiert sein und daran arbeiten wir gerade. Sogenannte Guardrails, also Schutzvorkehrungen, sollen verhindern, dass das System halluziniert.” Ganner ist überzeugt, dass diese Art der Informationssuche zu einer grundlegenden Veränderung führen wird: „Egal um welche Anwendungsfälle es geht, in Zukunft werden wir viel stärker mit den Systemen interagieren und kommunizieren, weil sie uns immer besser verstehen und damit auch bessere Ergebnisse liefern können.”
Geschäftsfeld erweitern
Und der APA ermöglicht die Technologie außerdem, ihr Geschäftsfeld über die heimischen Grenzen hinweg zu erweitern. „Es gibt durchaus die Überlegung, unsere Entwicklungen auch im Ausland zu vertreiben”, erzählt Ganner, etwa in Form eines multilingualen semantischen Suchmodells. „Damit ändert sich der Fokus der APA natürlich auch dahingehend, dass wir unsere Innovationen als Dienstleister künftig auch anderen Nachrichtenagenturen anbieten können.”