Signa investiert erstmals ins Mediengeschäft
© APA/Hans Klaus Techt
MARKETING & MEDIA sabine bretschneider 16.11.2018

Signa investiert erstmals ins Mediengeschäft

René Benkos Signa beteiligt sich über die Funke Gruppe an Krone und Kurier. Es darf spekuliert werden.

••• Von Sabine Bretschneider

Amazon-Gründer Jeff Bezos griff bei der Washington Post zu, der tschechische Milliardär und Metro-Großinvestor Daniel Kretínský bei Le Monde und jetzt der Immobilien- und Handelsmagnat René Benko bei Krone und Kurier. Am Montag hatte Benko mitgeteilt, dass er 49% an der WAZ Ausland Holding erworben hat. Über diese Holding wiederum hält die deutsche Funke-Mediengruppe 50% an der Krone und fast die Hälfte am Kurier.

Warum ist die Verquickung von Handel und Medien attraktiv? Commerce und Content vertragen sich gut – und der massive Technologieschub, der den Digital Retail antreibt, zahlt sich auch in der Medienproduktion aus. Bezos’ Washington Post gilt dafür als Best Practice-Modell: Hochwertiger Journalismus, gepaart mit Hightech in Sachen Produktentwicklung, Customer Experience und digitaler Werbung, hat das Traditionsblatt profitabel gemacht. Seit 2016 schreibt es wieder schwarze Zahlen.

Strategie: Multi-Channel

Auch Signa-Gründer Benko begründete sein erstes Medieninvestment mit der Strategie, „einer der führenden Multichannel-Anbieter in Europa zu werden”. Es handelt sich um sein erstes Medieninvestment. Benko und Funke-Geschäftsführer Michael Wüller strichen in der gemeinsamen Aussendung die Herausforderung für die Branche durch die Digitalisierung hervor. Diese löse „die Grenzen zwischen traditionellen Geschäftsmodellen auf”, erklärte Benko. Sein Know-how „in der Transformation starker Marken” werde er in die Partnerschaft einbringen.

Raiffeisen bleibt entspannt

Von Raiffeisen-Seite wurde der Einstieg der Signa-Holding gelassen kommentiert. Raiffeisen werde im Kurier weiterhin „die klare Mehrheitsposition von 51 Prozent” haben und es werde sich somit nichts ändern, sagte der Chef der Raiffeisen-Holding Niederösterreich-Wien und Kurier-Aufsichtsratschef Erwin Hameseder der APA. Raiffeisen sei von der Vereinbarung kurzfristig informiert worden – aber: „Meines Wissens ist es so, dass nach wie vor Funke selbst in der Österreich-Holding die alleinige Kontrolle hat. Unter dieser Voraussetzung ändert sich nichts.”

Ziel: Noch wird spekuliert

Mit ihrer Beteiligung an der Krone jedenfalls ist die Funke-Gruppe nicht wirklich glücklich. Funke und die Familie Dichand sind einander seit Jahren nicht grün, ein Prozess jagt den anderen. „Vielleicht schafft Benko einen Weg aus dem zermürbenden Patt der Krone-Eigentümer?”, spekuliert die Presse. Die Dichands haben ein Vorkaufsrecht, falls die Funke-Gruppe die Kontrolle an der WAZ abgibt.

Auf oe24.at analysierte Österreich-Geschäftsführer Wolfgang Fellner am Dienstag die Konsequenzen des Deals: „Diesmal gilt für Benko das Motto eines Lotto-Jackpots: ‚Alles ist möglich' – vom Auskauf ­Dichands und der Totalübernahme der Krone bis zum Total-verlust seines 80-Millionen-Einstiegs-Kapitals, wenn Dichand wirklich sein Vorkaufsrecht einklagt und – etwa per einstweiliger Verfügung – auch gewinnt.” Der Deal muss noch von der Kartellbehörde genehmigt werden.

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL