•••von Petra Stückler
Es war kein einfaches Jahr, 2022 hatte so einiges zu bieten: Pandemie, Krieg, Energiekrise und für den Dialog Marketing Verband Österreich (DMVÖ) auch noch tiefgreifende Veränderungen für die gesamte Branche. Die Präsidentin des DMVÖ, Alexandra Vetrovsky-Brychta, spricht mit medianet über ihr erstes volles Jahr im Amt und über die Anliegen, die die Mitglieder beschäftigen.
medianet: Das Jahresende naht – Zeit, Bilanz zu ziehen. Was waren die großen Themen des Jahres im DMVÖ?
Alexandra Vetrovsky-Brychta: Inhaltlich hat das Jahr sehr turbulent gestartet durch die Bescheide der Datenschutzbehörde zur Verwendung von Google Analytics. Das hat die Data Driven Marketing-Community wirklich erschüttert. Weil hinlänglich klar wurde, dass der Fall des Privacy Shields – welches bereits im Sommer 2020 vom EuGH gekippt wurde – ein massives Thema auslöst, und zwar jetzt nicht ein Thema mit Google Analytics, sondern ein Thema mit der Übermittlung personenbezogener Daten in die USA.
medianet: Das bedeutet eine radikale Veränderung für Data Driven Marketer. Wie reagiert man darauf?
Vetrovsky-Brychta: Es bedeutet, dass sehr viele Marketing-Tools, die man verwendet, um Data Driven Marketing zu machen, dadurch ein Problem haben und hatten. Wir konnten darauf sehr schnell reagieren und haben sehr rasch einen Online Talk zu dem Thema gemacht. So konnten wir unseren Mitgliedern und der gesamten Branche wichtiges Wissen vermitteln. ‚Was bedeutet das jetzt?' ‚Was bedeutet dieser Bescheid?' All das zu übersetzen und es auch gleichzeitig in Lösungen, wie etwa den Tools Day, münden zu lassen, das war uns sehr wichtig und es ist uns gelungen.
medianet: Der Bedarf an Aufklärung war also immens. Wie haben Sie die Mitglieder in diesen ersten Monaten ’22 optimal erreichen können? Mit Kontaktbeschränkungen, einmal ja, dann wieder nein …
Vetrovsky-Brychta: Die Live-Events wurden ab April wieder möglich. Und auch das haben wir gleich genutzt, mit dem Tools Day, der auch schon konkrete Lösungen vorgestellt hat.
Sprich, welche europäischen Alternativen gibt es und welche sonstigen Maßnahmen kann man ergreifen, um Google Analytics doch wieder legal nutzbar zu machen. Wir haben damit die Wissensoffensive, die wir gleich im Jänner gestartet haben, als wir in Windeseile den Talk organisiert haben, logisch durch ein Angebot an konkreten Lösungen erweitert und fortgeführt – auch gemeinsam mit anderen Organisationen, wie der Wirtschaftskammer zum Beispiel.
medianet: Ohne Konaktbeschränkungen kam dann auch wieder Schwung in den Verantaltungskalender des DMVÖ?
Vetrovsky-Brychta: Ja. Zu Sommerbeginn im Juni gab es den B2B-Marketing-Kongress endlich wieder live, der sehr gut von der Community genutzt wurde, bis hin zu unserem alljährlichem Highlight, unserem Sommerfest, das Ende August stattgefunden hat und bei dem wir mit Mitgliedern und Freunden des DMVÖ ordentlich gefeiert haben.
Jetzt, im Herbst, haben wir die Live-Events fortgeführt, mit Studienpräsentationen, etwa zum Thema ‚B2B Lead-generierung'.
Kürzlich haben wir unsere ‚Data Driven Marketing'-Studie bei einem Live-Event präsentiert. Damit haben wir gleichzeitig auch ein neues Format aus der Taufe gehoben, nämlich ‚Let’s talk about Data', worauf wir im nächsten Jahr weiter aufbauen werden.
medianet: Angesichts der großen Herausforderungen, der sich die Data Driven Marketing Community stellen muss – wie wird das Jahr 2023?
Vetrovsky-Brychta: Zusammenfassend ist das Jahr 2022 ein herausforderndes gewesen. Ich glaube, diese Herausforderungen werden in Zukunft nicht kleiner werden, auch wenn wir jetzt keine Pandemie mehr haben, die uns eisern im Griff hat.
Dafür haben wir andere gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen, die die Werbebranche doch sehr stark beeinflussen – sei es die Energiekrise, wo es einfach auch zu einem großen Umdenken gekommen ist, insbesondere auch, was Kanäle des datengetriebenen Marketings und des Dialogmarketings betrifft. Weil die Herstellung von gedruckten Werken teurer geworden ist. Aber auch digitale Kanäle werden infrage gestellt.
medianet: Hier sprechen Sie die Übernahme von Twitter durch Elon Musk an und die damit einhergehenden Unsicher-heiten?
Vetrovsky-Brychta: Twitter hat in Österreich nicht die große Relevanz, aber es wird hier doch ein Umdenken festgestellt, mit welchen Kanälen man seine Kundinnen und Kunden in Zukunft am besten, vor allem am effizientesten, und last but not least auch am nachhaltigsten und brandsafe erreicht. Selbiges gilt etwa auch für TikTok.
medianet: Viele offene Baustellen also. Gibt es auch sichere Nummern, die leichter zu bewältigen sein werden?
Vetrovsky-Brychta: Das Thema der gesetzlichen Rahmenbedingungen, Stichwort Datenschutz, wird nicht leichter – auch wenn ein Licht am Ende des Tunnels scheint, mit dem Nachfolger des Privacy Shields, dem Transatlantic Data Framework.
Da muss man erst sehen, was das wirklich bedeutet. Das ist eine Headline und Absichtserklärung, aber noch nicht wirklich ein Inhalt.
Man wird sehen, aber immerhin begrüßen wir, dass es vorangeht.
medianet: Was kann man mitnehmen aus den Erfahrungen des letzten Jahres?
Vetrovsky-Brychta: Ich blicke positiv in die Zukunft, auch gestärkt durch dieses Jahr. Es war in dieser Konstellation mit dem neuen Vorstand unser erstes volles Jahr und wir können stolz auf die gute Teamarbeit und deren Ergebnisse sein. Das, was in diesem Jahr entstanden ist, an neuen Formaten, wie dem ‚Tools Day' und unserem Podcast, aber eben auch Altbewährtes, wie der B2B-Kongress oder unsere Academy, das wir weiterführen konnten, gibt mir persönlich das positive Gefühl, dass wir uns, mit all diesen Herausforderungen, für die Branche und für unsere Mitglieder als Anlaufstelle bei Fragen und Herausforderungen rund um Data Driven Marketing positionieren können und unseren Mitgliedern diesen Wissensvorteil, gepaart mit Lösungsmöglichkeiten, aufzeigen und letztendlich auch weiterhin bieten können, egal wie die Herausforderungen in Zukunft auch heißen. Unser Leistungsversprechen, unseren Mitgliedern einen Mehrwert offerieren zu können, ist uns dieses Jahr gelungen und die oberste Prämisse auch für das nächste Jahr.
medianet: Ziele für 2023?
Vetrovsky-Brychta: Die Konzentration darauf, unseren Mitgliedern einen Mehrwert zu bieten, den sie deutlich spüren, der ihnen die tägliche Arbeit als Data Driven Marketer erleichtert.
Dafür sind wir angetreten und dieses Leistungsversprechen führen wir im nächsten Jahr fort. Genauso wie unsere Wissensoffensive, die 2023 fortgesetzt wird. Über die diversen Formate Online Talks, Live-Events oder Podcasts und über die Social Media-Kanäle. Zielsetzung ist, die aktuellen Themen schnell aufzugreifen und schnell Lösungen zu bieten.
Was mir auch sehr wichtig ist, weil damit die ganze Branche kämpft, ist das Thema Ausbildung, Weiterbildung, Fachkräfte- und Nachwuchsförderung – und dem Fachkräftemangel mit unseren Nachwuchssparten, den Marketing Natives und den Datanauts, entgegenzutreten.