So richtig üble Kommunikations-Skills
MARKETING & MEDIA Dinko Fejzuli 01.04.2016

So richtig üble Kommunikations-Skills

Der in der Kritik stehende Traiskirchner Bürgermeister zeigt vor allem eines – wie man um Himmels Willen nicht kommunizieren sollte.

Kommentar ••• Von Dinko Fejzuli


HITZIG. Die Volksseele kocht, und der selige Kärntner Landeshauptmann hätte seine Freude daran gehabt.

Ich seh schon förmlich sein berühmtes Taferl mit den Doppelbezügen der Politiker, wie er sie publikumswirksam in die Kamera hält.
Was war passiert? Der derzeitige Traiskirchner Bürgermeister Andreas Babler, eine echte (linke) Personalhoffnung der SPÖ, hat sich alleinig durch sein persönliches Zutun in eine Privilegiendiskussion hineingeredet. Denn eines vorweg: Ich finde nicht den Bezug des Bürgermeisters einen Skandal – Politiker, vor allem jene kleiner Gemeinden, sollten ordentlich entlohnt werden, denn die Arbeit, die sie tun, würden viele von uns nicht machen wollen –, sondern die Art, wie er versucht, seine Doppelfunktion als Bürgermeister und sein eigener Sekretär und vor allem den dazugehörigen Doppelbezug von knapp 11.000 € brutto herunterzudiskutieren.

Fachkräfte-Mangel als Ausrede

Originalzitat aus einem Standard-Interview auf die Frage, warum er denn den zweiten Job auch gemacht habe, und sich nicht stattdessen dafür jemand gesucht habe: „Ich hatte als Bürgermeister niemand, der für Kommunikation, für Medienarbeit, Analysen, etc. da gewesen wäre.” So weit, so verständlich – für die erste Zeit zumindest. Aber der Traiskirchner Bürgermeister fand dann 18 Monate lang niemand Geeigneten für diese Stelle und übte darauf hin zwei Fulltime-Jobs selbst aus.

Vor allem die Begründung, warum er niemanden fand, war dann aber doch etwas zu sonderbar. Babler hier im Original: „Man braucht jemand, der das studiert hat, der Fachwissen hat und Berufserfahrung.” Ja, eh würde man darauf sagen, und eher nicht glauben wollen, dass es tatsächlich niemanden gab, der auf das Job­profil auch einer Stadt wie Traiskirchen mit ihren besonderen Bedürfnissen gepasst hätte.
An dieser Stelle muss man sich gleich über mehrere Dinge wundern. Erstens: Auch wenn die Vorurteile in eine andere Richtung gehen – die meisten Politiker haben einen übervollen Terminkalender und um nichts in der Welt würde ich mit ihnen tauschen wollen; wie sich da ein zweiter, wenn dann ordentlich gemachter Fulltime-Job ausgehen soll, habe ich mich schon bei manch anderer Gelegenheit gefragt.
Zweitens: Dass Babler selbst innerhalb der ­eigenen Organisation ganze 18 Monate niemanden fand, der die Kommunikationsagenden selbst in einer so im Fokus der Öffentlichkeit stehenden Stadt wie Traiskirhcen finden konnte, klingt nicht sehr glaubwürdig und würde, sollte es wahr sein, kein gutes Licht auf die heimische Kommunikationsbranche werfen.
Seine Begründung, da bräuchte man jemand, der „studiert” habe und über „Fachwissen” verfüge, lässt einen ratlos zurück. Ist es denn um die Personalreserve unserer Branche schon so schlecht bestellt?
Aber am allermeisten schaden sich Menschen dann, wenn sie so tun, als seien sie in den fragwürdigen Dingen, die ihnen so „passieren”, fremdgesteuert. Denn wenn Babler meint, er habe sich nicht aussuchen können, wie viel Geld er verdiene, argumentiert er am Thema vorbei.
Nicht die Höhe ist das Problem, sondern wie er zu seinem Doppelgehalt gekommen war.

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