Sollen Heizschwammerl verboten werden?
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MARKETING & MEDIA Redaktion 07.10.2022

Sollen Heizschwammerl verboten werden?

Jede Branche hat ihren Aufreger, wenn es um die Energiekrise und den nahenden Winter geht. In diesem Fall: die Gastronomie und die Outdoorheizung.

••• Von Alexander Haide

Eigentlich ist schon die Grundidee ein wenig wie die Quadratur des Kreises: Ist es draußen kalt, sollen Outdoor-Heizungen – umgangssprachlich Heizschwammerl genannt – ein unbeschwertes und wohlig warmes Genießen der Gastronomie in Außenbereichen ermöglichen. Ein Trend, der sich vor allem nach dem Rauchverbot in Lokalen auch bei uns durchgesetzt hat. Etwa 10.000 Betriebe in Österreich haben, so die WKO, als Antwort auf das Gastro-Rauchverbot und die Auswirkungen der Pandemie Heizstrahler angeschafft. Doch seit jeher entbrennen leidenschaftliche Diskussionen, wenn es um die Sinnhaftigkeit der Energiefresser geht. Eine neue Dynamik bekam die Debatte nun, da die Energiekosten explodiert sind und ein Energieengpass droht, ausgelöst durch Putins Angriffskrieg auf die Ukraine.

Erst kürzlich stimmten SPÖ, ÖVP und Neos (die FPÖ enthielt sich) gegen die Inbetriebnahme von Heizschwammerln in der Inneren Stadt, was de facto aber keine Konsequenzen für die Gastronomie hat. Und Ministerin Leonore Gewessler sprach sich für Decken und überdachte Schanigärten aus.

„Kein Verbot”

Fakt ist, dass ein handelsüblicher Outdoor-Heizstrahler eine Leistung von 2.000 Watt pro Stunde verbraucht. Hochgerechnet auf die gesamte Wintersaison, bläst ein Betrieb mit drei Heizschwammerl so viel Energie in die Umwelt, wie ein österreichischer Durchschnittshaushalt benötige, meinen Experten.

„Ja zur unternehmerischen Freiheit”, sagt Peter Dobcak, Obmann der Fachgruppe Gastronomie der Wirtschaftskammer Wien, gleich zu Beginn seines schriftlichen Statements. „Um ein Unternehmen erfolgreich zu führen, ist es wichtig, seine Kosten zu kennen und zu wissen, welche Investitionen sich rechnen. Das wissen auch die Gastronomen, die genau berechnen, ob sich der Einsatz von Heizschwammerln bei den derzeitigen Energiepreisen für ihren Betrieb lohnt oder ob es wirtschaftlicher ist, Decken anzubieten oder den Schanigarten gar zu schließen. Ein Verbot wäre ein Eingriff in die wirtschaftliche Freiheit, die die Gastwirte aber brauchen, um für ihre Gäste da sein zu können”, so Dobcak zu medianet.

„Kein Bedarf”

Ähnlich leidenschaftlich sieht Michaela Reitterer, Besitzerin des Boutiquehotels Stadthalle, die Causa – allerdings tendiert ihre Meinung in die genau entgegengesetzte Richtung. „Nein, wir verwenden selbstverständlich keine Heizschwammerl! Wir bieten unseren Gästen Decken mit dem Aufdruck ,Kuscheln statt Heizen' an. Bei uns, im Boutiquehotel Stadthalle, hat es bereits vor zehn Jahren keine Heizschwammerl mehr gegeben. Das ließe sich auch gar nicht mit unseren strikten Anforderungen in puncto Nachhaltigkeit unter einen Hut bringen”, meint Reitterer, die ihren Betrieb komplett umweltschonend gestaltet hat. Auch persönlich zieht sie Konsequenzen und wird Lokale auf jeden Fall meiden, die Heizschwammerl verwenden. „Zumindest werde ich aber meinen Unmut darüber äußern, denn in Zeiten der Klimakrise kann es nicht sein, dass wertvolle Energie im Outdoor-Bereich verschwendet wird. Ich sehe im Winter keinen Bedarf für eine künstlich beheizte Außengastronomie”, so Reitterer weiter. „Oder man kuschelt in einer unserer Decken alleine oder gemeinsam. Wichtiger wäre es aber, die wirklich bedeutenden Themen punkto Nachhaltigkeit anzugehen, wie wir sie im Boutiquehotel Stadthalle längst umgesetzt haben.”

Eines dürfte jetzt schon sicher sein: Die Diskussionen um die Heizschwammerl werden sich wohl nicht so rasch wieder legen und hitzig bleiben – auch das sorgt für eine gewisse Wärme.

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