Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider
QUOTE. Während brütende Hitze über dem Land liegt, versuchen die ORF-„Sommergespräche” wieder Orientierung auf der politischen Landkarte zu schaffen. Seit 1981 laufen die Sommergespräche zur medialen Saure-Gurken-Zeit. Schauplätze waren österreichische Festspielbühnen, das Dachfoyer der Wiener Hofburg, der Küniglberg, der Wiener Ringturm, ein Weingut in Rossatz in der Wachau, das Dach des Leopold Museums im MuseumsQuartier … Diesmal ist es das neu gestaltete Parlament. „Ein bisschen düster und schräg ausgeleuchtet, wie bei einem Verhör in einem Spionage-Thriller”, kommentierte Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger die extravagante Location in einem Instagram-Video. Weniger elegant formulierte es auf Sendung FPÖ-Chef Herbert Kickl.
Auch diese Beschwerden sind nicht ganz neu. 2009 sorgte sich das Büro des damaligen Kanzlers Werner Faymann, dass es auf der Seebühne in Bregenz zu akustischen Pannen kommen könnte. Die damalige Pressesprecherin mutmaßte, die gewichtigen Ansagen des Chefs würden dem Entengequake nicht standhalten.
Im Nachklang der Sommergespräche wird, so will es die Tradition, analysiert. Im Mittelpunkt des Juryvotings steht die Performance der Spitzenkandidaten. Inszenierung schlägt Inhalt.
Die Neos-Chefin sprach sich jedenfalls für eine Senkung der Lohnnebenkosten aus, forderte einen „Vollzeit-Bonus” und kritisierte den schwierigen Zugang zur Staatsbürgerschaft. Grünen-Vorsitzender Werner Kogler beschäftigte sich mit einer Übergewinnsteuer für Banken, der Inflationsbekämpfung, Klimawandelleugnern „hier im Haus” und Bodenversiegelung; Kickl mit Zensurverdacht, Überakademisierung, „Hausverstand” in der Klimakrise und der Identitären-„NGO”. Mehr als der Versuch, ein paar „Bullet Points” loszuwerden, geht sich zeitlich nicht aus, eine „Vision für Österreich” schon gar nicht. Die ersten drei Folgen sind abgedreht und gesendet. Serienjunkies freuen sich auf die Fortsetzung.
