Sorry, aber sein Privatflieger wartet
MARKETING & MEDIA Dinko Fejzuli 25.05.2018

Sorry, aber sein Privatflieger wartet

Der Auftritt des Facebook-Chefs im EU-Parlament war eine Blamage – für die Parlamentarier.

Kommentar ••• Von Dinko Fejzuli

 

SELBSTVERDUMMUNG. Diese Woche war es so weit – nach einigem Hin und Her und nachdem er zunächst gar nicht kommen wollte, ließ sich Facebook-Gründer Mark Zuckerberg herab und nahm sich ein paar Minuten Zeit, um so zu tun, als würde er einen echten Dialog mit den EU-Parlamentariern wollen.

Das Problem von Beginn an: Das Format an sich war das falsche: Statt einem klassischen Hearing, bei dem Fragen gestellt und Antworten gegeben werden – wie etwa jenes, dem sich der Facebook-Gründer im US-Kongress stellen musste –, durfte Herr Zuckerberg von den 70 Minuten, die er unter den Parlamentariern weilte, zunächst elf davon darüber schwadronieren, wie nicht wundervoll und nützlich Facebook für KMUs sei, und danach wurden, einer sonntäglichen Kollekte gleich, alle Fragen der Parlamentarier der Reihe nach vorgetragen, wobei gleich einer der ersten quälende fünf Minuten im selbstgestrickten Englisch brauchte, um zwei Fragen zu stellen.

EU-Parlamentarier wie Justin Bieber-Fans

Was folgte, war eine Aneinanderreihung von weiteren Fragen weiterer Parlamentarier, gestopft in eine Stunde – manche von ihnen durchaus bemüht und kritisch –, die sich Zuckerberg notierte und die er dann in Bausch und Bogen in wenigen Minuten mehr unkonkret und schlecht als recht beantwortete.

Dass er dies überhaupt konnte, dafür trägt der EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani die Verantwortung, der für Zuckerberg dieses gleichsam mit Watte gepolsterte Format wählte und als die Parlamentarier nach Zuckerbergs Antworten nachhaken wollten, glatt meinte, der Techmilliardär müsse zum Flugzeug. Allein: Zuckerberg flog mit dem Privatflieger nach Brüssel.
An Peinlichkeit überboten wurde dieses ganze traurige Schauspiel dann nach der Anhörung von der liberalen schwedischen, im Hearing anwesenden Abgeordneten Cecilia Wikström, die nach der Fragestunde wie ein pubertierender Justin Bieber-Fan zu Zuckerberg huschte, um sich mit ihm fotografieren zu lassen, um das Bild dann ganz stolz zu twittern. Noch Fragen?

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