Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider
ZURECHTGEBOGEN. Hatten wir zuletzt die Gurkendiagonale aus der unverdienten Vergessenheit geholt, so sind es diesmal wieder die Lebensmittel, die für Unruhe bei Konsumenten nah und fern sorgen. Punkt eins: Die Franzosen müssen womöglich für ihre Croissants bald tiefer in die Tasche greifen, berichtet die APA. „Frankreichs Bäcker und Kuchenfabrikanten schlugen am Dienstag wegen stark gestiegener Butterpreise Alarm. Der Preis für die wichtige Zutat (…) habe sich binnen eines Jahres fast verdoppelt.” Es drohten „Versorgungsengpässe bei Butter”. Beruhigend ist in diesem Zusammenhang, dass der Franzose, wie der frankophile Leser weiß, ohnehin keinen gesteigerten Wert auf Croissants legt, da er sich mehrheitlich von Baguettes ernährt. Oder, wie die Monarchisten unter den Franzosen auch gern zitieren: Da werden wir doch Kuchen essen. Wobei unter dem Buttermangel natürlich mittelfristig auch der Kuchenpreis leiden wird.
Dennoch bekommt der französische Milchbauer nicht genug Geld für sein Produkt, um sich selbst die Butter am Brot leisten zu können. Große Lagerbestände von Milchpulver in Europa drücken nämlich die Preise. Der Hinweis, man könnte aus dem Milchsee doch die Butterberge aufstocken, greift – das weiß, wer sich mit den Produktionsprozessen auseinandersetzt – natürlich nur bedingt.
Mit dem Vermerk, dass zu viel tierisches Fett ohnehin nicht gesund ist, leiten wir über zu Punkt zwei: Milchprodukte für Veganer. Also: „Milchprodukte” für Veganer, denn: Mit der Sojamilch könnte es bald auch Probleme geben. Denn: Vegane Produkte dürfen nicht mehr unter Namen wie „Pflanzenkäse” oder „Tofubutter” verkauft werden, das hat der EuGH eben entschieden. Die Richter verwiesen auf Regelungen im europäischen Recht, wonach etwa die Bezeichnung „Milch”-Produkten vorbehalten ist, die aus der „normalen Eutersekretion” von Tieren gewonnen werden. „Eutersekretion” … Mit Tofu-Croissants könnte man jetzt – marketingmäßig – mehrere Fliegen mit einer Klappe erwischen.