Trübe Stimmung in der Papierindustrie
© P. Mader/Austropapier
MARKETING & MEDIA Redaktion 29.09.2023

Trübe Stimmung in der Papierindustrie

Schwache Wirtschaftslage und ungünstige EU-Regeln setzen die Branche massiv unter Druck.

WIEN/BRÜSSEL. Laut der kürzlich veröffentlichten Statistik des europäischen Verbandes der Papierhersteller CEPI lag die Produktionsmenge 2022 mit rund 85 Mio. t um gut sechs Prozent unter dem Niveau von 2021; bei einer ersten Einschätzung Anfang dieses Jahres war man noch von einem Minus von „nur” rund vier Prozent ausgegangen.

Dieser Abwärtstrend setzt sich heuer fort. Die CEPI-Statistik für das erste Halbjahr weist bei grafischen Papieren und Schreibpapier ein Minus von 20 bis knapp 40% aus, bei Wellpapperohren und Faltschachtelkartons um elf bzw. 18%.

Deutliche Rückgänge

Die deutsche Papierindustrie, auf die gut ein Viertel der gesamteuropäischen Produktion entfällt, verzeichnete von Jänner bis Juni ein Mengenminus von 21%, bei grafischen Papieren sogar von über 36%. Selbst im Sektor Karton und Verpackungen, der in den vergangenen Jahren noch stark vom Onlinehandel profitiert hat, fällt die Bilanz mit –16,4% negativ aus.

Ein im Juni erschienener Bericht der Bank Austria führt für die österreichischen Papierhersteller und -verarbeiter im ersten Quartal ein Umsatzminus von zwölf Prozent an. Auf den Auslandsmärkten, auf die rund drei Viertel des Geschäfts entfallen, lief es besser: Trotz eines um acht Prozent geringeren Volumens lag der Umsatz um zehn Prozent über der Vorjahresperiode.
Die schwierige Lage zeigt sich auch in der Auslastung. Die hat sich seit dem Tiefpunkt Ende 2022 zwar etwas erholt, liegt mit 81% aber deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von 90%. Insgesamt prognostiziert der Report für das heurige Jahr deutliche Rückgänge bei Produktion und Umsatz.

EU-Pläne kontraproduktiv

Unter Druck gesetzt sehen sich die österreichischen und europäischen Papiererzeuger und -verarbeiter aber auch von der Politik.

Ein großer Kritikpunkt betrifft die europäische Verpackungs- und Verpackungsabfallverordnung (PPWR), deren ab 2030 bzw. 2040 vorgesehene Mehrwegquoten wiederverwendbare Kunststofflösungen gegenüber recycelbaren aus Karton und Pappe zu stark bevorzugen würden.
Mit massiven negativen Folgen, nicht nur für die Kartonagenhersteller. Der europäische Wellpappeverband FEFCO hat etwa errechnet, dass die Erfüllung der Mehrwegquoten bis 2040 insgesamt 8,1 Mrd. zusätzliche Kunststoffbehälter erfordert. Dazu kommen hohe Kosten für den großflächigen Ausbau der Kreislaufsysteme sowie ein erhöhter Transport- und Reinigungsaufwand und zusätzlicher Bedarf an Lagerflächen.
Das sei nicht im Sinne des Green Deals und unterwandere den eingeschlagenen Weg der Dekarbonisierung. (red)

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