Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider
PHILANTHROKAPITALISMUS. Weihnachten naht. Dem allzu frühen Verweis darauf kann alle Jahre wieder nur entgehen, wer seinen Briefkasten abmontiert und spontan die E-Mail-Adresse ändert. Aktueller Betreff: Adventzeit ist Spendenzeit. Auch unser aller Facebook will es jetzt noch einfacher machen, für den guten Zweck zur Spende per Knopfdruck aufzurufen. Künftig fallen dafür keine Gebühren mehr an, kündigte Gründer Zuckerberg an. Alle gesammelten Spendengelder gingen zu hundert Prozent an die Empfänger. Dekorativ geschmückte Selbstverständlichkeiten im Larifari-Talk vorweihnachtlicher PR-Aktivitäten.
Auch Zuckerberg – und auch davon werden wir in Kenntnis gesetzt – engagiere sich ehrenamtlich; er wolle „einen Großteil seines Vermögens im Laufe seines Lebens für wohltätige Zwecke spenden”. Dieser altruistische Ansatz deckt sich mit jenen etlicher Kollegen auf der alljährlich publizierten Forbes-Liste der Superreichen – allesamt engagierte Spender, humanitär bewegte Stifter und Menschenfreunde. Die Platzierung im Ranking ändert sich im Regelfall von Jahr zu Jahr nicht. Daraus kann man schließen, dass im Hintergrund ein gewiefter Steuerberater werkt, der die Charity-Verluste anderswo hereinholt. Zudem passiert, monieren Kritiker, eine massive finanzielle Unterstützung bestimmter Projekte selten ohne ideologische Zielsetzung. Wer mehr zahlt als der Staat, darf auch dessen demokratische Legitimation unterlaufen. Die Silicon-Valley-Elite unterstützt beispielsweise gern sogenannte Charter Schools – großteils staatlich finanziert, aber privat geführt – mit allerlei technischen Gadgets. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Andererseits schaut dem geschenkten Gaul wohl nur jener allzu tief ins Maul, der noch wenig wirklichen Bedarf verzeichnet. Apropos: Per Caritas kann man derzeit Esel, Ziegen und Hühner an Bedürftige in Äthiopien und Burundi verschenken. Hilfe zur Selbsthilfe. Steuerlich als Sonderausgabe absetzbar. Es wird einem warm ums Herz.