Unabhängigkeit und Qualität sichern
© APA / Georg Hochmuth
MARKETING & MEDIA Redaktion 08.07.2022

Unabhängigkeit und Qualität sichern

Die APA setzt auf redaktionelle Kernkompetenz, bringt Technologie in die Schweiz und launcht demnächst „Media Key”.

••• Von Petra Stückler

WIEN. Guten Mutes ging man in das neue Geschäftsjahr 2022, und dann kam der 24. Februar, der laut Clemens Pig, Geschäftsführer und geschäftsführender Vorstand der APA (Austria Presse Agentur), die Weltordnung neu schreibt. Im Gespräch mit medianet-Herausgeber Chris Radda im Rahmen des Mediadome Press Clubs erzählt der Medienexperte über die künftige Ausrichtung der Nachrichtenagentur-Gruppe, über Chancen und Risiken der Digitalisierung und das neue Produkt Media Key, das im Herbst gelauncht wird, sowie über die schwierigen Herausforderungen des Krieges für seine europäischen Kolleginnen und Kollegen.

Schwierige Lage

Die Inflation ist außer Rand und Band geraten, die Energie- und Strompreise sind in die Höhe geschossen, der Digitalisierungsdruck hat zugenommen. Für Clemens Pig sei dies eine insgesamt sehr herausfordernde Situation, jedoch betont er: „Ich bin letztlich davon überzeugt, wenn man seine Hausaufgaben macht und sehr nah an den Themen dranbleibt, dann ist es doch in Summe auch für die Zukunft schaffbar, das wir unsere Nachrichtenagentur-Gruppe weiterentwickeln können.”

Man müsse jetzt gerade notwendigerweise Flagge zeigen und die Leistungen des Qualitätsjournalismus und der Agenturen hervorheben. In der redaktionellen Unabhängigkeit der APA sieht Pig „ein Asset, das Dividenden abwirft”.

Damit sei die Basis für das Geschäftsmodell der Zukunft gelegt. Denn nichts werde derzeit mehr gebraucht, als unabhängige, zuverlässige, faktenbasierte Nachrichten. Zudem versehe man die Inhalte immer mit den passenden Technologie-Lösungen. Gerade in Kriegszeiten nähmen die Desinformation, Fake News und Hate Speech enorm zu – umso mehr sei es angebracht, Gegenentwürfe zu bieten. „Wir werden die globale Technologielandschaft und die Sozialen Netzwerke nicht großartig verändern können. Das ist ja eine wichtige Aufgabe der Politik im Land und auf europäischer Ebene, der EU-Kommission, um dementsprechende Rahmenbedingungen, bessere Rahmenbedingungen zu schaffen. Wir können als Medien das Höchste, das wir haben, nämlich die Unabhängigkeit, nicht nur in die Auslage stellen, sondern ernsthaft daran glauben und auch in Produkte und in Geschäftsmodellen umsetzen”, erklärt Pig.

Faktenchecker und Geschäft

Beispielsweise sei die APA eines der ersten Medienunternehmen in Österreich, das sich Faktchecker nennen darf. Beim renommierten Poynter Institute für Media Studies wurde zertifiziert. Die Teilnahme im International Factchecking Network ist damit möglich und in Folge die Zusammenarbeit mit Partneragenturen im Ausland. Auch eine eigene Verification-Unit wurde in der Redaktion eingerichtet

Zudem erfordere die Digitalisierung ständige Weiterentwicklung.
Pig dazu: „Digitalisierung ist immer verbunden mit Investitionen. Das bedeutet, man muss sich immer Luft schaffen, selbst wenn es wirtschaftlich schwierige Rahmenbedingungen gibt, immer dranzubleiben und zu investieren. Letztlich hat die APA im ersten Pandemiejahr 2020 auch die Investitionen in technologische Infrastruktur und digitale Lösungen verdoppelt, weil der Bedarf danach so groß ist. Es geht darum, nun auch all unsere Plattformen, beispielsweise den APA-OnlineManager, in die nächste Generation zu bringen.” Technologie dürfe aber nie reiner Selbstzweck sein und müsse immer den Menschen dienen. Smartere Gestaltung der Oberflächen für effizienteres Arbeiten sei ein großes Ziel. So werde künftig Artificial Intelligence eine immer größere Rolle spielen, weshalb die APA auch eine Leitlinie für den Umgang mit AI erstellt hat.

Technologie und Know-how

So entwickle sich das Kerngeschäft, die unabhängige Redaktion, immer mehr zum digitalen Anbieter, der Stellenwert der begleitenden technologischen und digitalen Lösungen nähme rasant zu; wie Pig erklärt, sei die APA zu einem Technologie- und Digitalunternehmen geworden. „Wenn wir ein Redaktionssystem verkaufen, verkaufen wir nicht nur das technische System, sondern auch die Prozesse dazu; wir sind tatsächlich sehr glaubhaft hier an dieser Stelle.”

Je komplexer Aufgabenstellungen werden, desto eher reüssiere man, wenn man es aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten könne, und daher setze man bei der APA auf Diversität, wie Pig weiter beschreibt. Mit rund 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erwirtschaftete die APA zuletzt einen Umsatz von 70 Mio. Euro, womit man auf selbstständigen Beinen die Unabhängigkeit der Berichterstattung garantiere.

Als Präsident der Europäischen Vereinigung der Nachrichtenagenturen (EANA) hat Clemens Pig Einblick in die düstere Lage der Unabhängigkeit der weltweiten Agenturszene. Weltweit gäbe es 140 Nachrichtenagenturen, davon seien nur rund 20 staatlich unabhängig. Von den 32 Agenturen, die der EANA angehören, seien elf staatlich unabhängig. Im Krieg in der Ukraine sei es nun geboten, der ukrainischen Agentur Ukrinform Unterstützung zu bieten, während die russische Staatsagentur Tass aus der Vereinigung kurz nach Kriegsbeginn suspendiert wurde. „Der wichtigste Punkt für die ukrainische Agentur ist unser voller Support und unsere volle Empathie”, schildert Pig; man habe auch Hilfsprogramme gestartet, die unter anderem ökonomische Unterstützung geben.
Die Zukunft der APA sieht Pig auch in der niederschwelligen Bereitstellung von Inhalten: „Jetzt ist es endlich so weit. Wir stehen fix im September vor dem Softlaunch von Media Key. Media Key ist ein Single Sign-on, ein Log-in, wo zukünftig österreichische Userinnen und User mit einem sehr niederschwelligen und rechtssicheren Zugang verschiedene Medieninhalte konsumieren können. Vom Start weg dabei ist der ORF, der Media Key als einziges und zentrales Log-in verwenden wird, plus eine Reihe von österreichischen Verlagen, die bleiben durchaus auch bei ihren bestehenden Lösungen, setzen zusätzlich aber auch Media Key ein”, so Pig abschließend.


Das vollständige Interview:

https://tv.medianet.at/video/mediadome-unabhangige-top-qualitat-als-schlussel

Redaktion TV: Andy Marada

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