„Unprofessionell”
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Die Qualitätskriterien des VdMI sehen bei Sonntags­umfragen einen ­Methodenmix aus telefonischer und Online-Befragung vor.
MARKETING & MEDIA Redaktion 22.10.2021

„Unprofessionell”

Der Meinungsforschungsverband hat das OGM-Institut ausgeschlossen – nun herrscht beiderseits Aufregung.

WIEN. Nach dem Publikwerden der ÖVP-Affäre und dem mutmaßlichen Frisieren von Umfragen steht die österreichische Meinungsforschung unter besonderer Beobachtung. Wie am Donnerstag bekannt wurde, hat der Verband der Markt- und Meinungsforschungsinstitute Österreichs (VdMI) das OGM-Institut aus dem Verband geworfen, wie das „Ö1 Journal” berichtete. Das von Wolfgang Bachmayer gegründete OGM-Institut sieht sich zu Unrecht ausgeschlossen, das VdMI sieht sich im Recht.

„Standards ernst nehmen”

In einer im Kurier veröffentlichten Sonntagsumfrage habe OGM gegen die Qualitätskriterien des Verbandes verstoßen. OGM habe lediglich eine Onlineumfrage durchgeführt, wobei an sich ein „Methodenmix aus telefonischer und online Befragung” vorgesehen sei. Man habe sich daher in „einem gemeinsamen, einstimmigen Vorstandsbeschluss (…) für den Ausschluss von OGM ausgesprochen”, so VdMI-Vorsitzende Edith Jaksch. Bachmayer seien die Qualitätskriterien bekannt gewesen, er war Mitglied jener Arbeitsgruppe, in der die Qualitätskriterien des VdMI entwickelt wurden, sagt Jaksch.

„Wir nehmen unsere Verantwortung zur Wahrung ethischer Standards und zur Sicherstellung unserer Qualitätsansprüche sehr ernst”, ergänzt Jaksch. Um das Vertrauen in die Branche zu stärken, müsse ein Branchenverband „sich selbst und die eigenen Standards ernst nehmen”.
OGM-Geschäftsführer Wolfgang Bachmayer verweist gegenüber medianet auf die Verlässlichkeit von Online-Umfragen. Den tatsächlichen Grund für den Rauswurf verortet er darin, dass einige VdMI-Verbandsvorstände Vertreter von Telefondienstleistungsanbietern sind und durch die Einhaltung der auferlegten Qualitätskriterien das eigene Geschäft stärken wollen.

„Kein wirtschaftlicher Faktor”

„Das ist lächerlich, Ich bin Vertreterin des VdMI und spreche weder für mich noch für die Telefondienstleister”, entgegnet Jaksch. Die Methodenmix-Kriterien beziehen sich lediglich auf die Sonntagsumfragen und seien „für kein Institut ein wirtschaftlicher Faktor”, richtet Jaksch aus, stünden aber „bei den Qualitäts­kriterien zu Recht im Fokus”.

„Angesichts der Affäre über gekaufte Interviews bei einem anderen Institut halten wir diese ‚Krisen-PR' des VdMI, aktiv und nachdrücklich weiteres Öl ins Feuer zu schütten, für absolut unprofessionell”, so Bachmayer zur Causa. (ap/fej)

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