Unsere Nazis für ­unsere Leit’!
MARKETING & MEDIA Dinko Fejzuli 03.11.2017

Unsere Nazis für ­unsere Leit’!

Manche Medien scheinen sich nicht sicher, wann bei einem Täter dessen Background zu erwähnen ist.

Kommentar ••• Von Dinko Fejzuli

HERKUNFTSNACHWEIS. Vor wenigen Tagen ereignete sich im südlichen Österreich eine Tragödie: Ein jahrelang schwelender Nachbarschaftsstreit eskalierte und endete mit einem ­Doppelmord. So weit die Faktenlage.

Das Interessante an der Story ist aber die Berichterstattung und Darstellung des Täters in diversen Medien, und zwar vom Boulevard bis zum Öffentlich-rechtlichen hinauf.
Denn: Der Doppelmörder fiel bereits auf, als er vor geraumer Zeit mit seinem Kombi und der darauf großflächig aufgebrachten Aufschrift „Heil Hitler” durch die Lande fuhr. Diesen Umstand erwähnen manche Medien, andere ließen ihn aus.
An dieser Stelle halten wir kurz inne und stellen uns folgende Situation vor: Der Täter hieße nicht Fritz F., sondern Mohamed F., und auf dem Wagen wäre statt „Heil Hitler” nun „Allahu akbar” gestanden – medial wäre der Teufel wäre los gewesen, und die Wahnsinnstat wäre die Schlagzeile Nummer eins auf allen Kanälen.
Beim Doppelmörder Fritz F. war es aber nicht „nur” ein Nachbarschaftsstreit, sondern manche Medien verstiegen sich sogar zur Umschreibung des Nazi-Slogans als „skurril”.
Der Hitler-Gruß ist aber nicht skurril, sondern das Zeichen einer eindeutigen Geisteshaltung, die wir alle ablehnen. Jetzt könnte man sich fragen, ob man den rechtsradikalen Background des Mörders bei einem Nachbarschaftsstreit überhaupt erwähnen soll?
Grundsätzlich bin ich hier der Meinung, man sollte es nicht tun, außer er steht mit der Tat in direkter Verbindung. Das Problem an der Sache ist aber, dass viele Medien – und wie schon erwähnt, nicht nur der Boulevard – diese Äquidistanz vermissen lassen, wenn etwa ein psychisch Kranker durch die Grazer Innenstadt rast und dabei Menschen zu Tode fährt; hier wurde nämlich, auch wenn der Täter in Österreich geboren und aufgewachsen ist, ob des ausländischen Namens sofort über einen terroristischen Hintergrund spekuliert.
Diese Herangehensweise bringt uns allen nichts, sondern trägt dazu bei, die Gesellschaft noch weiter auseinanderzuschreiben.

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