Kommentar ••• Von Dinko Fejzuli
CHANCEN SEHEN. Eines vorweg: Die Lage ist dramatisch, und wir wissen noch gar nicht, wie viel dramatischer sie noch werden könnte – sowohl in gesundheitlicher als auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Aber ich halte mich in diesen Zeiten an Charlie Chaplin, der einst so schön sagte: „Nichts ist in dieser schlechten Welt von Dauer, nicht einmal unsere Sorgen” – und vertraue darauf, dass das tatsächlich so stimmt …
Wir haben die Krise 2001 überlebt, wir haben die Krise 2008/2009 überlebt und wir werden auch die Krise 2020 überleben. Der Unterschied ist, dass ich dieses Mal der festen Überzeugung bin, dass sich nun tatsächlich Dinge ändern könnten und uns dieser globale Schock tatsächlich alle zum Nachdenken bringt und zu einem kollektiv veränderten Verhalten führt – sowohl bei der Politik als auch bei der Bevölkerung in ihrem Tun, aber vor allem in ihrem Lassen.
Diverse Forderungen einer kritischen Gesellschaft, die vor wenigen Wochen noch denkunmöglich gewesen wären, sind plötzlich denkbar und möglich. So will die US-Regierung plötzlich jedem US-Amerikaner einfach so 1.000 US-Dollar als Soforthilfe schenken, und keiner schreit „Kommunismus” und die britische Regierung überlegt, zumindest zeitlich begrenzt, ein bedingungsloses Grundeinkommen, und an etlichen Börsen wurden die sogenannten Leerverkäufe, eines der Grundübel unserer Finanzwelt, zumindest vorübergehend verboten.
Was wird bleiben?
Die Frage ist nun: Wie nachhaltig ist dieses Umdenken, etwa auch in jener Frage, ob es klug war, China und andere geografisch weit entfernte Länder für kritische Güter als verlängerte Werkbank zu nutzen, nur weil es billiger ist, oder weil jemand deswegen noch mehr Profit machen kann.
Nochmals zur Klarstellung: Die Folgen der Coronakrise werden für viele von uns verheerend sein. Aber wir müssen sie trotzdem auch als Chance sehen, vieles bisher in Schieflage Geratenes endlich wieder geradezurücken – zu unser aller Wohl, und zwar nachhaltig.