Weit abseits der Gendersternchen
MARKETING & MEDIA Redaktion 27.05.2022

Weit abseits der Gendersternchen

Die Identitätsdebatte ist um ein Kapitel reicher geworden. Und wer zu spät kommt …

Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider

WEIRD. Ein Ausflug in die moderne feministische Debatte: Im Social Media-Profil die passenden Pronomen anzuführen – she/her, he/him, they/them –, setzt sich zunehmend durch. Warum? Aus (Frauen)Emanzipation und Frauenforschung wurde Geschlechtergerechtigkeit und Genderforschung. Sexistische Diskriminierung wird breiter und inklusiver gefasst. Das ist gut so. Allerdings treibt die Diskussion seltsame Blüten – und erzeugt neue Kampfbegriffe.

Die Bezeichnung „Terf”, ein Akronym für „Trans-Exclusionary Radical Feminism”, Trans-ausschließender radikaler Feminismus, ist für jene, die ihre Zelte außerhalb der queerfeministischen Filterblase aufgeschlagen haben, schwer verständlich. Als Terfs gelten jene, die das biologische Geschlecht betonen. Kennzeichnende Forderungen: Frauenhäuser sollen Frauen vorbehalten bleiben, ebenso wie etwa diesbezügliche Quotenplätze auf Wahllisten. Transfrauen sind nicht mitgemeint.
Wer sich an Binnen-I, Genderstern, Doppelpunkt und Unterstrich stößt, auf die oder den könnten dementsprechend schwere Zeiten zukommen: Insbesondere im englischsprachigen Raum ist, nicht nur in der Transgender-Community und nicht nur im medizinischen Kontext, seit einigen Jahren von „gebärenden” oder „menstruierenden Menschen” die Rede. Warum „Personen mit Prostata” bis dato kaum Eingang in die Diskussion finden? Ungeklärt – und eventuell ein Thema für die traditionelle Emanzipationsagenda.

Aufgeschoben

Ein Nischenthema? Nicht ganz. Viele junge Mädchen scheitern bei der Suche nach Lehrstellen in sogenannten Männerberufen, weil es trotz unzähliger „Frauen in die Technik”-Initiativen schlicht keine – für die Beschäftigung von Frauen vorgeschriebene – Damentoilette im Betrieb gibt. Damit ist vorstellbar, dass die Auseinandersetzung mit der Situation von Trans-, Inter-, diversen Personen am Arbeitsmarkt auf definitiv nicht darauf vorbereitete Firmen zukommt.

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