„Wenigstens klein, wenn geht mit Bild”
MARKETING & MEDIA Dinko Fejzuli 18.03.2016

„Wenigstens klein, wenn geht mit Bild”

Print ist angeblich bald tot. Das bekommen Printjournalisten ständig zu hören – warum wollen dann alle bloß immer in die Printausgabe?

Kommentar ••• Von Dinko Fejzuli


DISKREPANZ. Vergangenen Montag diskutierten auf Einladung des Friedrich Funder Instituts Medienexperten verschiedener heimischer und einer internationalen Zeitung unter den Augen eine höchst fachkundigen Hörerschaft das sehr interessante Thema „Die Webgiganten als Medienplattformen – Gefahr oder Chance für den Journalismus?”

Anders als bei vielen anderen Diskussionen zu diesem oder einem ähnlichen Thema empfand ich die Auseinandersetzung als höchst ausgeglichen, denn es passierte nicht das, was sonst üblicherweise bei Veranstaltungen dieser thematischen Zuordnung geschieht. Niemand verfiel in Agonie und Wehklagen, wie schrecklich die Digitalisierung sei, und wie noch entsprechend schrecklicher die Zukunft der eigenen Zunft werden würde.

Ja, aber …

Durch die Bank bemühten sich alle Diskutanten, durchaus die Vorteile, welche die Googles und Facebooks dieser Welt für die heimischen Medienhäuser mit sich bringen, herauszustreichen, ohne dabei die nötige kritische Distanz zu verlieren und stets auch auf die Bedeutung der „alten” Medienkanäle, also Print, aber auch der eigenen Website, zu verweisen.

Und auch wenn manche Entscheidungen, wie etwa Facebooks „Instant Articles”, wo Medien eigene Artikel direkt auf Facebook statt auf der eigenen Website veröffentlichen würden, keine wirklich freien seien, sondern eine sei nach dem Motto „Friss oder stirb”, sieht die erlebte Realität in den Anzeigenabteilungen der Zeitungen, aber auch in den Redaktionen deutlich anders aus, wenn es um die Bedeutung des gedruckten Mediums geht.
Der Vorteil der Onlinewelt ist eindeutig: Alles ist digital und jederzeit verfügbar. Der Nachteil aber auch: So schnell etwas auch verfügbar ist, so flüchtig ist es auch in seiner Existenz.
Wer kennt sie nicht, die stolzen Mütter, die Zeitungsartikel über die eigenen Sprösslinge ausschneiden und zwecks Herumzeigen im Freundeskreis immer in der Handtasche mit sich herumtragen.
Einen Link über den selben Artikel hat dagegen wohl kaum eine Mutter ihren Freundinnen weitergeleitet.

„Wenigstens klein, wenn geht mit Bild”

Dieses Bild ist auch durchaus auf die Verlagsgeschäfte übertragbar. Denn es ist zwar richtig, dass mancherorts der Traffic zu einem beträchtlichen Teil digital passiert; die Erlöse sind aber nicht in der selben Geschwindigkeit mitgewandert, sondern werden noch immer mit der guten alten, gedruckten Zeitung gemacht. Und das sollte man nicht vergessen, und falls es passiert, ist es unsere Aufgabe, es immer wieder geradezurücken.

Und nicht anders ergeht es einem als Journalist, wenn wieder mal jemand um Berücksichtigung für die eigene Story bittet.
Denn wenn man ihm dann erklärt, in Print sei zwar leider kein Platz, aber online könne man die Story bringen, ist die Enttäuschung am anderen Ende der Leitung direkt spürbar – gefolgt von der Bitte: „Wenigstens klein, wenn geht mit Bild”.
Aber angeblich ist Print ja bald tot.

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