Wenn ein Kopftuch die Sicht verstellt
MARKETING & MEDIA Dinko Fejzuli 06.04.2018

Wenn ein Kopftuch die Sicht verstellt

Während wir über ein Minderheitenthema reden,beschließt die Regierung eine Überwachung aller.

Kommentar ••• Von Dinko Fejzuli

NEBELGRANATEN. Wer kann sich noch an die rege geführte Diskussion zum Thema Burkaverbot, oder Vermummungsverbot, wie es eigentlich heißt, erinnern?

Landauf landab wurde das Abendland vor der Burka gerettet, damit am Ende des Tages auch die Exekutive zugeben muss, dass es bis heute nur eine Handvoll Anzeigen gab, wo die meisten arabische Touristinnen, eine österreichische Schalträgerin und eine Kopftuchaktivistin betrafen.

Um Relevanz geht es schon lang nicht mehr

An dieser ärmlichen Bilanz lässt sich leicht ablesen, dass es in der öffentlichen Diskussion gar nicht um die Relevanz eines Themas geht, sondern darum, womit man am besten Stimmung für sich machen kann.

Und die große Masse der Menschen, aber auch jene der Medien, fällt auch noch darauf herein.
So weit, so schlecht der Befund über den geistigen Zustand dieses Landes.
Aus diesem Beispiel gelernt hat man nichts. Stimmt nicht ganz, denn: Während nun alle Welt über das Kopftuchverbot für Kinder im Kindergarten bzw. in der Schule redet – geschickt als Thema von der FPÖ platziert und von der ÖVP sekundiert –, bastelt die gleiche Regierung mehr oder weniger unbemerkt von der Öffentlichkeit ein Gesetz, mit dem sie die Überwachung aller Bürgerinnen und Bürgern ausweiten kann.
Das Problem an der Sache: So einen Bundes­trojaner oder ein Überwachungsprogramm kann man eben weder sehen, noch riechen oder spüren – ganz im Gegenteil zu einem Kopftuch, welches einem tagtäglich auf der Straße begegnen kann (wenn man in den richtigen Bezirken wohnt).
Und so hyperventiliert die Volksseele über die vermeintliche Islamisierung der Alpenrepublik, während die Regierung unter dem Deckmantel eines „Sicherheitspakets” (klingt gleich viel sicherer) unsere WhatsApp-Botschaften mitlesen kann, unser Telefon abhören darf , das Briefgeheimnis lockert und uns quasi überall live via Kamera verfolgen kann. Und das Schönste daran: Es scheint kaum jemanden zu stören.

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