Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider
WORTWÖRTLICH. Die Nachfolge-Preisträger von „Inflation” und „Energiekrise” als Wort bzw. Unwort des Jahres 2023 sind gefragt. Die Gesellschaft für Österreichisches Deutsch (GSÖD) hat in Kooperation mit der APA eben wieder die Vorwahl für das Wort des Jahres 2023 gestartet.
Ukraine und Russland lägen einem auf der Zunge, Mietzinsbremse und Strompreisdeckel, KI und fokussierte Unintelligenz, Klimakleber und Technologieführerschaft, Windräder und Seilbahn-Mafia, Flüchtlingskrise und Solidaritätsmechanismus, Nachhaltigkeit und Greenwashing, Gierflation und Preisvergleichsplattform, Babler und Doskozil, Giraffe und Excel-Panne, Demokratie-Index und Volkskanzler, Sprechzimmer 23 und Stasi-Verhörraum, Häuslbauer und Zinsfalle, Warnstreiks und Erbschaftssteuer … Reiz und Reflex.
Für den Spruch des Vorjahres zeichnete Bundespräsident Alexander Van der Bellen verantwortlich: „Das darf doch alles nicht wahr sein!”, für den „Unspruch” Bundeskanzler Karl Nehammer beim Tiroler Landesparteitag: „Wenn wir jetzt so weitermachen, gibt es für euch nur zwei Entscheidungen nachher: Alkohol oder Psychopharmaka!”
„Alkohol”, „Psychopharmaka”? Die Unterscheidung von „Wort” und „Unwort” war im Rahmen der GSÖD-Auszeichnung immer schon eine wackelige semantische Gratwanderung. Also: Warum nicht diese beiden? Denn, rückblickend auf 2023, darf das ja alles tatsächlich nicht wahr sein.
Ein pfiffiges, von Selbstreflexion und Einsicht zeugendes, recht breit anwendbares Zitat sollte allerdings hier noch kurz ins Rampenlicht geschoben werden: „Menschen schreiben mir, ich solle mir ein Motorrad kaufen und endlich die Pappn halten.”
2018 stieg er aus der Politik aus, wurde Berater, inzwischen ist er auch Musiker. Ex-Neos-Chef Matthias Strolz war um klare An- und Aussagen nie verlegen. Schade um ihn eigentlich.
Abstimmen für das Österreichische Wort/Unwort des Jahres können Sie hier: oewort.at