Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider
ELDORADO. Donald Trump hat also die US-Präsidentschaftswahl gewonnen. Die Republikaner hätten einen politischen Sieg eingefahren, „wie es ihn in diesem Land noch nie gegeben hat”, postulierte das greise Comeback-Kid in seiner Triumphrede vor Anhängern in Florida. Jetzt beginne „ein Goldenes Zeitalter”.
Das Goldene Zeitalter: Mehr Klimawandelleugnung, mehr Impfgeschwurbel, noch rigidere Abtreibungsverbote, abstruse außenpolitische Manöver, riesige Probleme für Ukraine und Taiwan, hohe Zölle, tiefe Steuern (für Vermögende), freie Hand für Israels Premier Netanjahu und Russlands Präsident Putin und ein Regierungsamt für Milliardär und Fanboy Elon Musk.
Bei aller Kritik von außen – gewählt haben ihn die US-Amerikaner, denen dieser Katalog der Seltsamkeiten zum Großteil relativ egal ist. Wer profitiert? Die Krypto-Community klatscht in die Hände – von Regulierung wird in nächster Zeit keine Rede sein. Die Evangelikalen lobpreisen ihn – kommt ihnen der frisch gekürte Präsident doch in vielen Belangen, finanziell wie ideologisch, sehr entgegen. Auch die Wallstreet reagiert mit Wohlgefallen – die Aussicht auf Steuersenkungen für Unternehmen befeuert die Kurse. Wer sicher nicht profitiert? Zuallererst einmal die Frauen. Mit einem Mann im höchsten politischen Amt, der jene Gruppierungen lautstark unterstützt, die Frauen am ehesten in einer Rolle sehen, die direkt Margaret Atwoods „Report der Magd” entsprungen sein könnte. Auch die Beweggründe der Angehörigen von Minderheiten, Nachkommen „katzen- und hundefressender Einwanderer” (© Trump), sind durchaus hinterfragenswert.
Zum Abschluss ein weiteres Trump-Zitat von Mittwochfrüh: „Wir werden große Arbeit leisten. Wir werden es auf viele Arten und überall tun. Alle werden sich immer an diesen Tag erinnern, als das Volk die Kontrolle über das Land zurückgewonnen hat.” Euer Wille geschehe? Auch der noch nicht designierte „Volkskanzler” kann sich gewissermaßen zu den Profiteuren des Goldenen Zeitalters zählen.
