WIEN. Nachdem in Wien unlängst jüdische Geschäfte mit antisemitischen Parolen beschmiert wurden, hat nun die Kreativagentur Heimat Wien ein klares Zeichen gegen Antisemitismus und religiösen Hass gesetzt: Sie griff den alten heimischen Brauch des Mai-Strichs auf, bei dem in der Nacht auf 1. Mai die Häuser von Liebenden mit einem weißen Strich verbunden werden. Jetzt verbindet ein mehrere Kilometer langer, weißer Strich den Stadttempel, das islamische Zentrum und den Stephansdom und soll zeigen: Es verbindet uns mehr, als uns trennt, heißt es vonseiten der Kreativagentur.
„Der Begriff Heimat wird leider oft zum Spalten verwendet”, betont auch Heimat Wien-Gründer Markus Wieser. „Wir finden, Heimat ist für alle da. Heimat ist das, was uns alle verbindet – egal, wo man geboren wurde oder welche Religion man hat. In diesem Kontext wollten wir mit der Neuinterpretation der alten heimische Tradition des Mai-Strichs ein Statement setzen. Uns ist natürlich bewusst, dass wir damit nicht die Welt verändern. Aber wir finden es wichtig in diesen polarisierten Zeiten, in denen eine Horrormeldung die nächste jagt, positive, verbindende Nachrichten zu verbreiten.”
„Wir waren geschockt”
Auch Kreativgeschäftsführer Alex Hofman verurteilt die antisemitischen Übergriffe: „Unsere Agentur liegt inmitten des zweiten Bezirks und wir sehen jeden Tag, wie Menschen aller Religionen hier friedlich miteinander leben. Darum waren wir besonders geschockt von dem furchtbaren Antisemitismus der letzten Tage. Als Agentur ist es unsere Aufgabe, zu verbinden. Und als Teil der Zivilgesellschaft tun wir dies auch abseits eines kommerziellen Hintergrunds.” (red)