Zeit für einen Themenwechsel
MARKETING & MEDIA Redaktion 26.05.2023

Zeit für einen Themenwechsel

Inflationsdebatte im Kaufhaus Österreich: Die Komplexitätsreduktion geht inzwischen zu weit.

Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider

UMBLÄTTERN. Die Inflationsdiskussion frisst sich derzeit im Lebensmittelsegment fest. Die gesamte Wertschöpfungskette steht inzwischen unter Generalverdacht. Nach der spannenden Idee der Bundesregierung, mit einer Transparenzdatenbank aka Lebensmittel-Preisrechner für Grundnahrungsmittel im Supermarkt und Online-Handel eine Zeit lang für Ruhe zu sorgen, preschte Momentum Austria mit einer schnell zusammengeschusterten Excel-Tabelle vor, die den Unsinn der Maßnahme belegt. Deren Fazit: Die günstigen Eigenmarken kosten überall in etwa gleich viel.

Schade um die staatlichen Pläne: Hätte doch eine offizielle „Bundes-Transparenzdatenbank” – mitsamt Einrichtung einer einschlägigen Experten-Arbeitsgruppe, Vertretern der Bundeswettbewerbsbehörde, des Handels, der Produzenten, der Landwirtschaft, Ausschreibung und Beauftragung eines dafür zuständigen IT-Unternehmens samt Anschlussverhandlungen über die Konsequenzen der Ergebnisse – den Zuständigen eine hochverdiente mehrjährige Verschnaufpause beschert. Das „Kaufhaus Österreich” ist damals auch nicht vom Himmel gefallen. Anmerkung dazu: Die BWB nimmt die heimische Lebensmittelbranche angesichts steigender Preise und Lieferkettenproblemen schon seit Oktober 2022 genauer unter die Lupe. Ende April 2023 wurde der Forschungsgegenstand jetzt einmal ausgeweitet.

Was in diesem Kontext untergeht, ist, dass beim Einkauf zumindest die Möglichkeit zu Einsparungen besteht – so schwierig es für einkommensschwache Haushalte auch ist. Weniger und billiger essen ist grundsätzlich möglich. Aber haben Sie schon einmal versucht, weniger zu wohnen? Mieten und zugehörige Fixkosten sind explodiert. In eine billigere Wohnung umzuziehen, funktioniert auch nicht. Je länger der Mietvertrag läuft, desto günstiger ist im Regelfall die Miete. Mindestpensionisten ohne Immobilieneigentum wohnen oft nur wegen der Altmietverträge nicht unter Brücken. Eine Ausweitung der Diskussion wäre wünschenswert.

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