„Ziel bleibt das Europa-Niveau”
© APA/AFP/Fabrice Coffrini
MARKETING & MEDIA Redaktion 06.06.2025

„Ziel bleibt das Europa-Niveau”

Musik aus Österreich boomt: Musikergilde fordert der Nachfrage entsprechend eine Quoten-Anpassung.

WIEN. Heimische Interpreten belegten in der vergangenen Woche die ersten drei Plätze der „Ö3 Austria Top 40”: JJs „Wasted Love” vor Raf Camora & Reezy mit „Connected” und Abor & Tynna mit „Baller”. Auch in den „Europe Official Top 100” besetzen sie Spitzenplätze. Im Tagesprogramm des ORF-Hitradios spiele Musik aus Österreich jedoch nur eine Nebenrolle, heißt es seitens der Interessenvertretung Musikergilde; vor dem Eurovision Song Contest – im April 2025 – sei der Anteil heimischer Musik am Ö3-Tagesprogramm bei 13,3%, 1,8 Titel pro Stunde (­Quelle: ORF, Ö3-Sendezeitstatistik) gelegen.

„Bann gebrochen”

Es sei jetzt zu hoffen, „dass damit der Bann des Formatradios gebrochen ist”, so Peter Paul Skrepek (u.a. „Wiener Lieder Combo Kollegium Kalksburg”, „Bohatsch & Skrepek”) von der Musikergilde. Der Erfolg heimischer Musiker komme für viele Fachleute nicht überraschend. „In den letzten drei Jahrzehnten haben sich die Musikschaffenden in Österreich enorm weiterentwickelt.” Genreübergreifende Ausbildung, die klassische und moderne Vorzüge vereint und auch praxisbezogenes Grundwissen vermittelt, habe „eine Generation von Musikerinnen und Musikern hervorgebracht, die im internationalen Konzert nicht nur mithalten, sondern auch die sprichwörtliche erste Geige spielen können”, analysiert Skrepek.

Dabei habe es 1995 – nach der Ankündigung eines deutschen Musikmarktmanagers, die österreichische Produktion auf null herunterzufahren und der gleichzeitigen Einführung des Formatradios –, eher düster ausgesehen. Nur mehr jeder zwanzigste gesendete Titel war Musik aus Österreich. Die Proteste der Szene, so Skrepek, „wurden entweder einfach ignoriert oder als Jammerei von Talentlosen weggewischt”. Es habe einer Bürgerinitiative („Österreichische Note”, 1997), unzähliger Gespräche und konzertierter Öffentlichkeitsarbeit bedurft, um das Thema ins Parlament zu bringen, „wo die Misere endlich, im Juni 2008, im Rahmen einer Musik-Enquete diskutiert werden konnte”.

Merry Christmas 2009

Die Folge: Seit Weihnachten 2009 gibt es eine Selbstverpflichtung des ORF hinsichtlich der Sendung von Musik aus Österreich in seinen Radioprogrammen; 2018 wurde diese „Musikcharta” von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz, dem damaligen Medienminister Gernot Blümel und Georg Tomandl (WKO, SOS-Musikland) erneuert und präzisiert. Erstmals wurde eine spezifische Quote für wirtschaftliche Kernzeiten festgeschrieben. Der Anteil österreichischer Musik am quotenstärksten Sender Ö3 sollte auch während der Kernzeit zwischen 5 Uhr und 22 Uhr auf mindestens 15% gesteigert werden, und zwar innerhalb von drei Jahren, also bis 2021.

Das gelang auch, nicht zuletzt wegen der Corona-Pandemie. Den durch Auftrittsverbote entstandenen dramatischen Einkommensverlust der Musikschaffenden sollte ein höherer Anteil am Radioprogramm lindern. Ende 2021 erreichte Ö3 in der Kernzeit 15,68%.

Geht es wieder bergab?

Jetzt befürchtet man seitens der Musikergilde einen erneuten, schleichenden Niedergang. Seit der Pandemie sinke der Anteil von Musik aus Österreich wieder kontinuierlich, pro Jahr um rund 0,5 Prozentpunkte.

Heimische Bands und Musikschaffende fordern seit Jahrzehnten eine Musikquote. Ö3 solle verpflichtet werden, einen gewissen Prozentsatz an heimischen Titeln zu spielen. „In wirtschaftlichen Krisenzeiten ist es besonders wichtig, den Beitrag von Kunst und Kultur zur Wertschöpfung zu nutzen und zu stärken”, sagt Skrepek. „Ziel bleibt das europäische Niveau, also mehr als 40 Prozent heimische Musik im österreichischen Rundfunk.” (red)

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